■ Schöner leben
: Die Temposünde

Da ist er, mein Feind! Feister Nacken, schütteres klebriges Haar, pissgelber Blouson, klebt zwischen Kasse und Zeitschriftenregal, stöbert mit einer Pfote im neuen „Trucker“, mit der anderen kratzt er sich im Schritt. Keine Chance für mich? Peilen, die Lücke sehen und rein! Durch! War knapp.

Ich falle quasi in die Kasse, sehe das Weiße im Auge der 32-jährigen Halbtagskraft, Baby, die Welt gehört mir, ich beherrsche mich, sie bongt ein, ich knalle eine Handvoll Silber auf den Tresen, und? Groschen sind alle... eben eine neue Rolle aufschlagen... Und ich ohne Waffe!

Die Rolltreppe im Slalom, natürlich blockiert von 120 Kilo Kölnisch Wasser plus Karstadt-Tüten, in mir brüllt's wie ein angestochener Stier. Ihr Allwettertaft rührt sich nicht mal. Ich setze zum Sprung in ihre Nierenpartie an, da sind wir in Parterre.

Die beiden öligen 150-Marks-Trenchs standen hier eben schon im Weg, es geht um Kassenbeiträge in Vierundneunzig. Vom Acker, Kröten, ich pust' euch weg, binär! Ein schneller Haken um drei Problemhäute aus Horn-Lehe: Wer sagt, daß man schon vor der Rente schreiten soll wie die wissenschaftlichen Hilfskräfte? Beim nächsten Pudel, der mir querkommt, geht Frauchen in den Strumpfständer!

100 Tode gestorben, eh ich den Ausgang erreiche. Draußen in der Zone wird's nicht besser, nur weniger Deoroller. Ein ganzes Volk macht auf Langsamkeit, an den Engpässen klumpen die Schlafmützen, und der Scharchsack gilt als psychisch gesund. Den Schnellen bleibt nur der Amoklauf. Burkhard Straßmann