Auf dem Weg zum Ruhm

■ Extra zickig: Rock von der Bremer Band „Linda Potatoes“, z.B. morgen im Schlachthof

Wie wärs? Lisa Wellenbrink wird Studiogast bei Jürgen von der Lippes Geld oder Liebe, outet sich als Gitarristin einer (Bremer) Frauenband und schon hätten die Linda Potatoes ihren zweiten TV-Auftritt und unheimlich viel Publicity.

Kein Problem, meint Lisa, erntet skeptische Blicke, und schon ist allen klar: Es wird wieder heftige Diskussionen geben, und am Ende tun sie's doch nicht. Sie spielen ja auch kein Stück mehr, wenn's eine von ihnen nicht länger aushalten kann. Da sind sich die vier einig, denn wenn wir schon mal von Anspruch reden, ist es der, „unsere Geschmäcker unter einen Hut zu bringen“.

Und in die Boxen. Lisa Wellenbrink, Moni Gray (Schlagzeug), Maike Schwab (Baß) und die Sängerin und Texterin Lea Doi, die sich lieber Do I? schreibt, powern seit fünf Jahren in den Musikschuppen von Bremen bis Nürnberg. Ihre musikalischen Geschmäcker, die haben ihre Ursprünge in der Teenie- Zeit: Mit 15 hat Lea nämlich zu ihrem großen Glück die Punk-Szene kennengelernt, Lisa liebte irische Folklore und Pink Floyd. Moni schwärmte für David Bowie und war ziemlich hippig drauf, und Maike mochte Jazz-Rock. Bis heute sind da noch gewisse Vorlieben für Techno und klassische Musik dazugekommen, und was da dann letztendlich aus der Box dröhnt, ist: Rock.

Pop-Rock meinen die einen, Power-Pop die anderen – im Moment könnten sich die Vier auf „melodischen Rock“ einigen. Als sie anfingen, hießen sie noch Scraps, die Fetzen, waren zu sechst inklusive einer Saxophonistin und einem Gitarristen. Jetzt sind sie eine reine Frauenband, nennen sich nach ihrer Lieblings-Biokartoffel Linda Potatoes und spielen „härter“ (Lisa), „durchsichtiger“ (Lea), „straffer“ (Moni), „tiefer“ (Lea) and so on. „Unsere Hauptmessage ist Rockmusik“, resümiert Moni Gray, „lucky and straight“. Blödsinn ist gefragt, es darf aber ruhig auch mehr sein.

Bei Holidays zum Beispiel. Da kreischen und prangern die Vier abgestumpfte Côte d'Azur-Touristen an. Ansonsten aber geben sie sich überwiegend zickig und gefühlvoll, weiblich also. Wie die Linda Potatoe, die kochfeste, unverpestete Kartoffel, die sich so schlecht einfrieren läßt. Die leidvolle Erfahrung haben sie alle gemacht, in diesem Fall als Mütter – von insgesamt sechs Jungs.

Letztes Jahr hat die Band ihre erste Single aufgenommen – Lea Doi zeichnete ihr eine plattengebärende Frau aufs Cover. „Natürlich hat unsere Musik automatisch immer irgendwie mit dem Frausein zu tun“, meint Moni Gray. „Aber wir sind keine Emanzenband.“ Jedenfalls ist das beim Texten und Komponieren kein Thema.

Und bei den Konzerten erst recht nicht, nur Moni hat da manchmal den Eindruck, daß mehr Männer da sind, aber das könnte auch daran liegen, daß sie mit ihrem Schlagzeug so weit hinten sitzt und nur die Großen sieht.

Die Auftritte, die läßt die Band einfach auf sich zukommen, die ergeben sich einfach so. Nur aus Berlin rührt sich noch nichts. Obwohl die Linda Potatoes da unbedingt demnächst einmal hinwollen. Vielleicht in den Pfingstferien, schlägt Lea Doi vor, und anschließend nach Düsseldorf, in den Ruhrpott, und wir sollten uns auch mal ein bißchen weiter runter wagen. „Wir gehen zu wenig raus und es hapert am Management. Es fehlt uns der nötige Ehrgeiz, uns vernünftig zu vermarkten.“

Marina aus Wilhelmshaven hat jetzt ihre Hilfe angeboten, und seit kurzem gehört eine Mischerin zum Team. „Irgendwie sind das doch wieder alles Frauen“, sinniert Lea weiter. „Die Männer machen wohl einfach mehr Druck, und Druck können wir nicht gebrauchen. Wir müssen Freundinnen sein.“

Druck vom Publikum haben die Linda Potoatoes dagegen sehr gern. Ganz nah sollen die dran sein. Damit die etwas von dem Duft der Band abbekommen, von ihren Blumen und knalligen Farben. Die vier Frauen genießen ihre „süße Unabhängigkeit“, etwas, das in ihren Augen auch ganz typisch für Bremen ist. Trotzdem treten sie selten hier auf. Es mangelt an guten Plätzen, sagen sie.

Also sind sie viel unterwegs und planen mit den Bogus Brothers gemeinsame package tours. Erste Station: die Zett-Fete im Schlachthof am Dienstag abend. Silvia Plahl