■ Das Portrait
: Robert Hue

Außerhalb der Kommunistischen Partei Frankreichs war er bis Samstag ein völlig Unbekannter. Selbst innerhalb der Partei galt der Provinzpolitiker Robert Hue – ausgesprochen: Ü – noch bis wenige Tage vor seiner Wahl zum neuen Parteichef als Outsider. Die Entscheidung des Nationalkomitees – das bislang ZK hieß – hat den gelernten Krankenpfleger nun vor die undankbare Aufgabe gestellt, eine KPF vor dem Untergang zu retten, der es so schlecht geht wie noch nie. Der gemütliche Mann mit Seemannsvollbart, Hornbrille und Halbglatze will die Rettung mit einer „Ja, aber“- Politik versuchen, die sowohl die letzten in der Partei verbliebenen Reformer als auch die Traditionskommunisten in der KPF befriedigen soll. Vielleicht liegt es daran, daß er parteiintern von vielen als das „kleinste Übel“ angesehen wird.

Politisch richtet sich Hue darauf ein, in der Opposition zu bleiben. Den übrigen Parteien der französischen Linken signalisierte er Gesprächsbereitschaft. Eine Zusammenarbeit mit den Sozialisten, wie die KPF sie in den 70er Jahren in dem „Linksbündnis“ versucht hatte, kommt für ihn nicht in Frage.

Junge verbrauchte Kraft Foto: Reuter

Rein altersmäßig verkörpert Hue tatsächlich einen Generationswechsel. Doch sein Lebenslauf weist in eine andere Richtung. Von seinen 47 Jahren verbrachte er 31 in der Partei. Er stammt aus einer typisch kommunistischen Arbeiterdynastie – schon seine Großeltern waren Genossen. Den 14.000 EinwohnerInnen seiner Heimatstadt Montigny-les-Cormeilles bei Paris dient Hue seit 1977 als Bürgermeister, weswegen er sich als „Mann des Volkes“ definiert. Als solcher hatte er sich auch 1981 an die Spitze einer spontanen Demonstration gegen eine des Drogenhandels verdächtigte marokkanische Familie in Montigny-les-Cormeilles gestellt.

Seine Karriere in den oberen Sphären des Parteiapparats begann Hue 1987 mit dem Eintritt ins Zentralkomitee, seit 1990 sitzt er auch im Politbüro. Hues Vorgänger Georges Marchais (73), der sein Amt 23 Jahre behielt, hatte fest zugesagt, sich aus der Parteispitze zurückzuziehen. Inzwischen sitzt er wieder im Nationalkomitee, und ob er dem Neuen, den er selbst in monatelangen Sondierungen ausgeguckt hat, freie Hand lassen wird, darf bezweifelt werden. Auch wenn Hue bereits erklärt hat, er stehe unter niemandes Fuchtel. Dorothea Hahn