Südafrikas Reformgegner unter sich

Weiße Rechtsextreme und Homeland-Diktatoren wollen Ernst mit dem Widerstand gegen die Demokratisierung machen / Inkatha zur Wahlbeteiligung: Nein, aber...  ■ Aus Johannesburg Willi Germund

Die konservative Schwarzenbewegung „Inkatha“ unter Führung von Mangosuthu Buthelezi hat am Wochenende eine Teilnahme an Südafrikas ersten demokratischen und allgemeinen Wahlen unter den bestehenden Voraussetzungen abgelehnt. Die Sonderkonferenz von mehreren tausend Delegierten ermächtigte allerdings das Zentralkomitee zu weiteren Verhandlungen. Als Bedingung für eine Teilnahme wurde die Erweiterung der Machtbefugnisse der neun Provinzregierungen und zwei getrennte Stimmzettel für nationale und regionale Wahlen genannt. Inkatha-Hardliner Walter Felgate erklärte: „Noch können Regierung und ANC vernünftig werden. Aber die Frist reicht nur bis Montag mitternacht.“

Auch Lucas Mangope, wie Buthelezi ein von Südafrikas Apartheid-Regime eingesetzter Herrscher eines sogenannten Homelands, machte am Sonntag deutlich, daß er vorläufig nicht beim südafrikanischen Demokratisierungsprozeß mitmachen will. Er ließ an der – sonst unsichtbaren – Grenze seines Schwarzenreservats Bophuthatswana Polizei aufmarschieren. Der Grund: Er wollte verhindern, daß Bewohner des Homelands an einer Wahlkampfveranstaltung von ANC-Präsidentschaftskandidat Nelson Mandela in der Stadt Rustenburg teilnahmen. Der ANC ist in Bophuthatswana verboten und darf dort keinen Wahlkampf abhalten.

Dennoch schafften es viele Bewohner, nach einem 30 Kilometer langen Fußmarsch rechtzeitig das Stadion von Rustenburg zu erreichen. Auf ihre Klagen über Mißhandlungen und Mißstände in dem Reservat antwortete Mandela: „Mangope hat noch drei Monate. Nach den Wahlen werden wir ihn uns vorknöpfen.“

Auch in den Reihen weißer Reformgegner setzte sich am Wochenende eine harte Linie durch. Bei einem Treffen von etwa 10.000 Rechtsradikalen in Pretoria wurde Ex-General Constand Viljoen ausgebuht, als er vorschlug, „als strategische Alternative zur Gewalt an Wahlen“ teilzunehmen. Als Viljoen erklärte, ein eigener Volksstaat vor dem Wahltermin am 27. April würde möglicherweise den Einsatz von Gewalt bedeuten, riefen zahlreiche Anhänger der neofaschistischen „Afrikaner Weerstandsbeweging“ (AWB): „Jetzt, jetzt.“

Viljoen sagte anschließend: „Dies zeigt die Stimmung, die bei unseren Anhängern herrscht. Wir haben davor immer gewarnt.“ Die Rechtsradikalen wählten einen „Übergangsrat“, der mit der bestehenden Regierung und dem ANC einen eigenen Volksstaat „sofort“ aushandeln soll.

Auch Mangosuthu Buthelezi hatten während einer dreistündigen Rede vor Inkatha-Delegierten im Homeland Kwa Zulu seine Anhänger aufgefordert, sich auf eine „Politik des Widerstands“ vorzubereiten. Sein Berater Walter Felgate: „Wir werden eine vielschichtige Strategie anwenden.“

Trotz der harschen und teilweise fanatischen Töne bei den Reformgegnern zeigen sich ANC und Regierung aber gelassen. Meinungsumfragen, die Nelson Mandela einen unangefochtenen Wahlsieg und Präsident Frederik de Klerk knapp 20 Prozent geben, bescheinigen den schwarzen und weißen Reformgegnern insgesamt nur zehn Prozent der Wählerstimmen. Beobachter bezweifeln nach den Erfahrungen der vergangenen Monate, daß diese sich mobilisieren lassen, um Südafrikas Wahlen zu verhindern. Angesichts des deutlichen ANC-Stimmenvorsprungs könnte die Frage, ob die Reformgegner schließlich doch noch mitmachen werden, zur spannendsten Frage des Wahlkampfs werden – und bis zum Schluß unbeantwortet bleiben.