■ Mit abstürzenden Raketen auf du und du
: Gut versichert

Goslar (AP) – Als vor knapp einer Woche die letzte Stufe einer europäischen Ariane-Rakete nicht zündete und ein europäischer und ein türkischer Nachrichtensatellit ins Meer stürzten, wurden auf einen Schlag rund 600 Millionen Mark Versicherungssumme fällig. Das bedeutet etwa drei Viertel des Beitragsaufkommens der Raumfahrtversicherungen eines Jahres, wie der stellvertretende Geschäftsführer des Deutschen Luftpools, Wolfgang Schatz, beim Verkehrsgerichtstag in Goslar erklärte. Der Deutsche Luftpool ist ein Zusammenschluß deutscher Versicherungsunternehmen, die sich auch im Raumfahrtbereich engagieren.

„Satelliten werden immer einzeln versichert“, sagte Schatz, „und die Beiträge belaufen sich auf rund 17 Prozent der Versicherungssumme.“ Wenn also 600 Millionen Mark ausgezahlt werden müßten, waren zuvor über 100 Millionen Mark an Beiträgen eingezahlt worden. Wegen der hohen Summen, um die es geht, schließen sich Gesellschaften aus mehreren Ländern zusammen, um das Risiko für einen der künstlichen Himmelskörper abzudecken. Bei dem türkischen Satelliten beispielsweise seien deutsche Unternehmen mit rund 36 Millionen US-Dollar dabeigewesen.

Pro Jahr nehmen die Raumfahrt-Versicherer weltweit etwa 800 Millionen Mark bei normalerweise rund 15 kommerziellen Starts ein. „Das Problem dieser Einzelrisiken ist, daß wir jetzt erst einmal keine Einnahmen mehr aus Ariane-Starts in Kourou haben, weil die bis zur Klärung der Unglücksursache ausgesetzt sind.“

Laut Schatz hat das Versichern von Satelliten seit Bestehen der kommerziellen Raumfahrt „unter dem Strich“ noch keinen Gewinn abgeworfen, wenn auch einzelne Versicherer wie der Deutsche Luftpool davon profitiert hätten. Zwischen Mitte 1992 und Mitte 1993 etwa seien so viele Satelliten aufgegeben worden, daß 450 Millionen Dollar hätten gezahlt werden müssen. „Das hat fast die ganze Prämie eines Jahres herausgenommen.“

Immerhin konnte er die sowohl die Versicherer als auch die übrigen Erdenbewohner beruhigende Mitteilung machen, daß bei der Raumfahrt, anders als bei der Luftfahrt, das Risiko des Absturzes auf bewohntes Gebiet und damit der Schädigung Dritter sehr gering ist. „Die Satelliten werden zur Vermeidung von Katastrophen am Boden meist gesprengt, sobald die Gewißheit besteht, daß sie nicht zu retten sind.“ Thomas Rietig