Sparen auf Kosten der Aidskranken

■ Etat der Deutschen Aids-Hilfe wird um 10 Prozent gekürzt

Berlin (taz) – Die Deutsche Aids-Hilfe (DAH) hat vor den Konsequenzen der zehnprozentigen Kürzung ihres Etats für 1994 gewarnt. „Weniger Schulung von ehrenamtlichen und bezahlten Mitarbeitern bedeutet weniger qualifiziertes Personal für die lokalen Aids-Hilfen und weniger Beratung“, faßt DAH-Pressesprecher Michael Lenz die Folgen zusammen. Auch die internationale Zusammenarbeit ist durch die Kürzungen bedroht.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung muß bei der Aids-Prävention in diesem Jahr neun Millionen Mark einsparen. Davon entfallen – bedingt durch eine zehnprozentige Haushaltssperre – 700.000 Mark auf die DAH. Statt 7,4 Millionen stehen dem Dachverband der Aids-Hilfen in diesem Jahr dann nur noch 6,7 Millionen zur Verfügung.

Lenz kritisierte auch die Vorgaben des Bundesgesundheitsministeriums, wonach bei den Aufklärungskampagnen und -materialien möglichst nicht gekürzt werden soll. „Im Umkehrschluß bedeutet das, daß wir bei den Angeboten für HIV-Positive und Aidskranke sparen müssen.“ Außerdem solle – so die zweite Vorgabe – der Bereich „Internationale Zusammenarbeit und Vernetzung von Selbsthilfegruppen“ völlig gestrichen werden. Damit wäre vor allem die Arbeit von Eurocaso betroffen, einem Zusammenschluß europäischer Aids-Service-Organisationen, dessen Büro seit dem 1. Januar an die DAH angegliedert ist. Die Europäische Gemeinschaft hat für die Vernetzung der 350 Mitgliedsgruppen 300.000 Mark bereitgestellt, allerdings unter der Voraussetzung, daß weitere 300.000 Mark aus anderen Quellen erschlossen werden. Wenn sich die Bundesregierung nicht, wie im DAH-Haushalt beantragt, mit 100.000 Mark beteiligt, „ist das Projekt gestorben“, befürchtet Michael Lenz. Eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums erklärte, die Höhe einer möglichen Förderung werde gegenwärtig noch geprüft. win