■ Normalzeit
: Uneinigkeit macht stark! Ehrlich

Die sowjetischen „Verwerfungen“ (Helmut Schmidt) hauen ihre „Schrägschatten“ (Theo Sommer) auch auf die „Morgenröte“ (Mao Tse-tung) einer „neuen Zeit“ (Regine Hildebrandt) – hier in Berlin-Mitte, im Haus der jungen Demokratie (HdjD)! Dort kam es nämlich jüngst zur Spaltung der aus dem „Kampf um Narva“ hervorgegangenen „ostdeutschen Betriebsräteinitiative“ – in:

Hier die universellen Intellektuellen, mit allen theoretischen Wassern der Arbeiterbewegung abgebrüht und als „Unterstützer“ firmierend. Sie haben vor allem die „Bischofferode-Solidarität“ getragen und stehen, vereinfacht gesagt, dem Neuen Form nahe.

Dort die treuhandabwicklungs-gestählten Betriebsräte aus der Gründungsphase der Initiative, von denen einige jedoch primär nur noch versuchen, den eigenen Arsch an die Wand zu bekommen. Desungeachtet werden sie von den PDS-Vorständlern Jakob Moneta und Judith Dellheim unterstützt, das Heft des Handelns hält die 68erin und IG- Medien-Vorsitzende Constanze Lindemann in ihren zarten Druckerhänden.

Während erstere so weitermachen wie bisher und zum Beispiel die nächste Betriebsrätekonferenz vorbereiten sowie einen aus Bischofferode finanzierten Ostwind herausgeben (in dem sie unter anderem als „Aktionskomitee Osram“ firmieren), gehen letztere erst einmal zwei Schritte zurück – quasi in sich, und treffen sich zum Beispiel wieder beim „Lichtproduzenten“ Narva mit dem Betriebsratsvorsitzenden Michael Müller. Der kritisierte erst einmal die PDS-Bundestagskandidatur des entlassenen Belfa-Betriebsratsvorsitzenden Peter Hartmann: „Wie willst du denn dort auch nur einen einzigen Arbeitsplatz schaffen?“

Bei der nächsten Sitzung will man trotzdem den folgenden Vorschlag diskutieren: Herausgabe einer neuen Zeitung Ostwetter (vereinigt mit Alle Winde), Organ der BRGW (Betriebsräte für gegenseitige Wirtschaftshilfe).

Dieser Name träfe den Kern der Auseinandersetzung: Noch bevor man nämlich in der alten gemeinsamen Betriebsräte-Initiative das ganze neue Wirtschaftsspiel durchschaut hatte, das das Leben selbst war, ließ man es sich auch schon politisieren – bis zur (systemkritischen) Unkenntlichkeit. Viele Betriebsräte blieben weg.

Gipfel des neuen Klassenkampfs

Die mit sich steigerndem Aktionismus einhergehende „politische Einschätzung der Lage“ ging indes weiter. Bis schließlich hin zur Verwerfung von Fakten der Betriebsräte selbst – zum Beispiel: „Unsere Grube ist rentabel, und das können wir auch beweisen!“ Dazu meinten viele Unterstützer: „Damit schafft man keine Solidarität, was sollen denn die angeblich unrentablen Betriebe sagen und tun?“

Fakten (be)schaffen! So wie beispielsweise der Kali-Experte Peter Arnold – als spezifischer Intellektueller – es für Bischofferode tat, mit dessen April-Flugblatt überhaupt erst die „Kämpfe“ dort begannen.

Ironischerweise ist man jetzt in Berlin in etwa wieder beim Stand von vor zwei Jahren angelangt: Die West-Berater scharen sich um Osram, die Ost-Betriebsräte um Narva. Nur daß mittlerweile die Lichtproduktion beider so überflüssig wie ein Kropf geworden ist, so daß es genaugenommen nur noch um eine Verteidigung des reinen Arbeitsplatzes (sans Fortschrittsphrase) geht und es sich also bei der Spaltung der Betriebsräteinitiative trotz des ganzen Arbeiterbewegungs- Muffs drumherum um ein sehr postmodernes Schisma handelt: entlang der (Leninschen) Frage „Was tun?“ trotzkistisch repliziert „Was nun?“ und Greenpeace-mediengeilmäßig zugespitzt: „High-noon?“ Einige halten diese bereits für den Gipfel an neuem Klassenkampf: Je nun! Helmut Höge

Wird fortgesetzt