Peres-Arafat: Das Endspiel dauert noch an

■ Nach dem „Durchbruch“ in Davos wird jetzt in Kairo weiterverhandelt / Nach Einschätzung von Experten beider Seiten wird Mitte Februar unterschrieben

Tel Aviv (taz) – „Das Konzept eines Abkommens steht“, ist die übereinstimmende Aussage israelische Vertreter nach den Gesprächen zwischen Außenminister Peres und Yassir Arafat in Davos. Der Vorschlag liege nun zur Beurteilung beim israelischen Ministerpräsidenten, der ihn im Prinzip begrüßte. Nach Aussage des israelischen Umweltschutzministers Jossi Sarid, der als Mitglied des obersten Liaison-Komitees mit der PLO an den Verhandlungen teilnahm, hat das Treffen „alle Erwartungen übertroffen“. Es bleiben jetzt nur noch technische Details zu klären. Das wird im Laufe der Woche in den gemeinsamen Verhandlungen in Taba erfolgen, bevor sich Arafat und Peres dann am kommenden Sonntag oder Montag in Kairo zu einer – vielleicht – abschließenden Konferenz einfinden. Zu den in Davos gelösten Fragen gehört die Grenzkontrollmethode und die Art der Durchführung gemeinsamer Sicherheitspatrouillen im Gaza-Streifen. (Israel besteht grundsätzlich auf der eigenen vollen Beherrschung aller Grenzen und des gesamten Grenzverkehrs; den Palästinensern wurde eindeutig zu verstehen gegeben, daß es in diesen Punkten keine Konzessionen geben kann.)

Palästinensische Vertreter in Arafats Gefolge lehnten es einstweilen ab, von einem bereits fertigen Vertragsentwurf zu sprechen. Sie äußerten sich überhaupt vorsichtiger als ihre israelischen Kollegen, und klangen gar nicht so optimistisch wie Arafat und Peres bei ihrem gemeinsamen Aufritt vor den anderen Teilnehmern des internationalen Wirtschaftsforums in Davos. PLO-Sprecher Abed Rabbo meinte, die Palästinenser hätten in der Grenzfrage einen Kompromiß akzeptiert, um in den anderen strittigen Fragen einen Durchbruch zu erzielen. Die Experten, sowohl im israelischen als auch im palästinensischen Lager, gehen denn auch davon aus, daß eine Unterzeichnung des Gaza-Jericho-Abkommens bis Mitte Februar nun möglich ist. Dazu wird es schließlich wieder ein Gipfeltreffen Rabin-Arafat in Kairo geben.

Nach Aussage einiger israelischer Vertreter bestehen weiterhin Differenzen mit den Palästinensern über den „Status“ der lokalen Selbstverwaltung und über „administrative Arrangements“ in Gaza – nach Durchführung der Umgruppierung israelischer Truppen, die in Zukunft im Gebiet der jüdischen Siedlungen des Gaza- Streifens stationiert bleiben.

Zu den gestern berichteten Konzessionen, die Israel im Gebiet von Jericho gemacht hat (die Errichtung von drei „Landkorridoren“, durch die Palästinenser von Jericho aus zu je einem Punkt am Jordanfluß und am Nordufer des Toten Meeres sowie auch zum Wallfahrtsort Nebi Mussa gelangen können) wird in Jerusalem betont, daß die Korridore auf alle Fälle unter israelischer Militärkontrolle bleiben und nicht als Ausläufer der palästinensischen Enklave von Jericho gelten können. Das Gebiet von Jericho, das von den Palästinensern selbst verwaltet werden soll, ist immer noch nicht definitiv festgelegt worden; aber angeblich besteht zu dieser Frage ein (bisher nicht veröffentlichtes) Gentlemen's Agreement zwischen den beiden Verhandlungsdelegationen. Der israelische Außenminister Peres flog Montag nach Washington, wo er seinem amerikanischen Kollegen Warren Christopher über die Fortschritte in den Verhandlungen mit Arafat berichterstatten will. Allem Anschein nach wird der Aufschub der Realisierung des Gaza-Jericho- Abkommens auch zu einer Verzögerung eines israelisch-syrischen Grundsatzabkommen führen, das ursprünglich im April – gleichzeitig mit der in Oslo geplanten Beendigung der Übergabe der lokalen Verwaltung an die Palästinenser in Gaza und Jericho – zur Unterschrift bereitliegen sollte. Amos Wollin