Jörghaftes Wesen

■ ... und was dabei herauskommt: „Ponal“ und der Comic „Jörg“ in der Edition 406

Jörg ist ein im zarten Alter eines Neugeborenen schwer über seine Jörghaftigkeit philosophierendes Wesen mit großem eckigen Kopf und abstehenden Ohren: „–Bin ich nun ich, wenn ich doch Jörg bin?–, fragte sich Jörg am Anfang, als er noch nicht wußte, daß ein Jörg, ob ich oder du, vor allem eines war: nämlich Jörg.“

Den in ein original rumänisches Schreibheft gezeichneten Jörg-Comic hat der Autor Lars Dahms entwickelt. Die Jung-Verleger der Edition 406 präsentieren das freche Meisterwerk in einem aufwendig hergestellten Faksimile-Druck. Neben den mit Buntstiften grob ausgemalten Bildern kommentiert „des Erzählers Stimme“ Jörgs aufregenden Werdegang von den ersten Lebensminuten - “Für Jörg war am Anfang nur Jörg“ - bis zu ersten Sprechversuchen: „Mama, Papa, Tante Ilse. Guten Tag“. „Das war“, so des Erzählers Erläuterung, „für den Anfang nicht schlecht, und die Freude war denn auch recht groß“. Da läßt sich hoffen, Dahms möge die Leser mit weiterem Jörg- oder Andershaftigem erfreuen.

In der Textsammlung Ponal, dem zweiten Buch des Verlages, ist Dahms mit dem Serienheld Buggenhagen vertreten. Unter den Roman- und Krimianfängen, Gedichten, Dialogen und Kurzgeschichten finden sich in Ponal sowohl geistreiche und witzige wie auch schlappe Texte. „Wir wollten auch dokumentieren, was passiert, wenn man Leute, die nie geschrieben haben, zum Schreiben animiert“, erklärt Dozent Martin Hielscher, der die Textsammlung endlektorierte. Autorin Tina Uebel ergänzt: „An unser nächstes Buch legen wir qualitativ höhere Maßstäbe an“. Eins wird sich allerdings nicht ändern: „Wir werden auch in Zukunft für Leute unseres Alters schreiben, weil wir ja selber Leute unseres Alters sind“.

Simone Ohliger