Bürger, Würger, Sensationen

■ Ab Donnerstag sechs Tage lang im Waller „Kino 46“: das „Filmfest Bremen“/ Heimische Früchtchen, Thalbach/ Horwitz und die Wiederbelebung des „Astoria“

Nahezu alles Erdenkliche wird von morgen an im Kino 46 zu sehen sein: Schwerpunktmäßig Filme aus Europa, unterschwerpunktmäßig: von Frauen gemachte. Daneben aber auch fünf Filme mit Katharina Thalbach, als eine Art Schauspielerinnenporträt. Daneben aber auch zwei Filme mit Dominique Horvitz. Aber schon auch sonst noch jede Menge. Und vor jedem Hauptfilm, also insgesamt 15 mal, was Bremisches im „Bremer Forum“.

Damit wollen die Veranstalter, also Filmbüro und Kommunalkino, schon ein wenig vorführen (und zwar ehe die spärliche Filmförderung wieder gänzlich einschläft), was aus heimischem Anbau für schöne, sehenswerte Früchtchen kommen.

Am Donnerstag zum Beispiel: Vor dem „Engel aus Eisen“, einem der ersten Thalbach-Filme, wird der hiesige Kurzfilm „Der Würger von Wien“ welturaufgeführt. Christian Nusch hat den greisen Catcher Hansi Waldherr porträtiert, welcher damals in schwarzer Maske einem Gegner nach dem andern das Bewußtsein raubte, indem er seinen unfehlbaren Würgergriff anwendete. Vielleicht führt er uns persönlich vor, wie's geht; jedenfalls wird er da sein.

Oder am Sonntag Rolf Wolles Dokumentarfilm übers alte „Astoria“, diesen labyrinthischen Riesenvergnügungsschuppen in der bremischen Innenstadt, der so viele Biographien mit seinem Sternenstaub bestreut hat. Auch dieser Film wird, so Wolles Leute ihn noch rechtzeitig fertig kriegen, beim Bremer Filmfest erstmals zu sehen sein. Und hinterher findet sich eigens die verschollene „City-Club-Combo“ des „Astoria“ wieder zusammen und spielt, was immer die alten Knochen noch hergeben.

Andere Filme beschäftigen sich mit „Krokodilen in Amsterdam“ oder mit der Färöer-Insel Mykines, je nachdem. Die taz wird täglich im einzelnen darauf hinweisen. Es sind aber auch bekanntere, ja schon fast abgenudelte Sachen im Programm.

Darunter „Le Bal“, der grandiose Festivitätsfilm von Ettore Scola, mit dem das Filmfest für den großen charmanten Filmball am Samstag einheizen will: Da wird zugleich des Medienzentrums erster Geburtstag gefeiert, und hinterher kommt leibhaftig der Waller Tanzclub Gold-Silber mit seinem Showtanzprogramm zum Zuge, und ein Ende ist auch dann nicht abzusehen. schak