Zum Kotzen -betr.: Sex und Viedeotapes, taz vom 15.1.94

Betr.: Sex und videotapes, taz vom 15.1.1994

Die Zeitungslandschaft ist voller Frauenfeindlichkeit - von sexistischen Titelbildern der Illustrierten über „Männerkommentare“ zu Frauenthemen bis zum Herunterspielen oder Verschweigen des frauenfeindlichen Klimas in diesem Land - das Spektrum reicht sehr weit. Und dann die alltägliche, unterschwellige, verdeckte und getarnte Frauenfeindlichkeit. In Zeitungen (gerade auch „linken und alternativen“) findet sie sich „zwischen den Zeilen“ oder in Nebensätzen - so auch in dieser taz-Meldung. Schlußsatz und Überschrift enstammen wohl kaum der dpa- Meldung, (...) sondern einem Redakteurs-Hirn, ich wette einem Männer-Schädel. (...)

Da wird in einer Meldung ein Beispiel für besonders entwürdigendes, perverses Verhalten gegenüber Frauen aufgezeigt, und der Redakteur hat nichts „Besseres“ hinzuzufügen als die Frage, wie der Täter das technisch umgesetzt hat. Aber er hat's gepackt, die „schwierige Beleuchtungsfrage gelöst“. Soll ich das jetzt beklatschen oder was? Vielleicht noch'n Witz dazu über die Frau!? Sowas kotzt mich an! Das ist täterorientiert, voyeuristisch, zynisch, vielleicht sogar „einfach nur“ dumm und unreflektiert. Das alles in Zusammenhang mit Sex zu bringen (Überschrift) läßt tief in den Verfall von Zwischenmenschlichem blicken.

Ich glaube, es ist gerade das, was das Leben der Frauen auf dieser Welt zur Hölle macht: das ständige, alltägliche, von vielen gar nicht wahrgenommene bzw. akzeptierte Heruntermachen. Für Frauen wird sich vieles nur ändern, wenn „wir Männer“ uns anders verhalten. Vielleicht achtet Ihr ja demnächst mehr auf diese „Kleinigkeiten“ - gerade „Ihr Männer“ bei der taz. Es gibt schließlich was zu „gewinnen“: Von Frauen als Menschen betrachtet zu werden .

Carsten Direske