Ein Mittagessen, versprochen ist versprochen!

■ taz-Aktion höchst erfolgreich: LeserInnen informierten über Max „Moses“ Beer

Ganz so unbekannt, wie wir in der taz vom 2. Februar vermuteten, ist Max Beer nicht. Dank der Hilfe unserer geschichtskundigen LeserInnen (die Einladung zum Mittagessen in unserer Redaktion ist unterwegs) und den freundlichen Bibliothekarinnen der Jüdischen Gemeinde und des Otto- Suhr-Institutes wissen wir jetzt mehr über den Journalisten als die Straßen-Verkehrsumbenennungskommission, das Landesarchiv und die Politiker zusammen.

Das wichtigste Ergebnis unseres Aufrufs zum Recherchieren: Die Umbenennung der alten Dragonerstraße im sogenannten Scheunenviertel in Max-Beer-Straße am 31. Mai 1951 würdigte einen Sozialisten und Internationalisten. Und die mit der Straßenumbenennung beschäftigte Kommission wäre gut beraten, den vom Magistrat 1951 weggelassenen Zusatznamen „Moses“ wieder aufzunehmen.

Denn Max Beer lebte nicht zufällig im alten jüdischen Viertel. Er war einer der Abertausenden jüdischen Emigranten, die aus dem verarmten und pogromgeplagten Osten in den Westen wollten und hier hängenblieben. Das war 1889, und Max Moses Beer, in Galizien geboren, war damals gerade 25 Jahre alt. In Berlin fand er den Weg zur SPD. Die schickte ihn als Redakteur zur Volkszeitung nach Magdeburg. Dort schrieb er Artikel gegen die Pressezensur und wanderte dafür 1895 ins Gefängnis. Nach seiner Entlassung, ein Jahr später, verließ er Deutschland und wanderte nach England aus. Er begann ein Studium bei der gerade gegründeten und später sehr renommiert gewordenen London School of Economics und verdiente seinen Unterhalt als Korrespondent für die Münchner Post, der amerikanisch-jüdischen Arbeiterzeitung und später dem Vorwärts. Zeitweilig gehörte er auch zu den Herausgebern der in den USA erscheinenden Jewish Encyclopaedia. Bis hierhin gleichen sich die in verschiedenen Handbüchern erschienenen biographischen Angaben über Max Moses Beer. Die Differenzen tauchen ab 1915 auf. Im Handbuch der deutschsprachigen Emigration steht, daß er 1915 als enemy alien an Deutschland ausgeliefert wurde, in der Enzyklopedia Judaica, daß er nach dem Kriege nach Deutschland „zurückkehrte“. Sicher hingegen ist, daß er hier bis Ende 1933 lebte, am Institut für Sozialforschung arbeitete, drei Bücher über den Sozialismus und über die britische Arbeiterbewegung schrieb und zeitweilig sogar UNO-Korrespondent für verschiedene Monatszeitschriften war.

Unklarheiten gibt es ebenfalls zum Todesdatum. Laut dem Handbuch starb er 1944 in London, allerdings mit Fragezeichen versehen, laut Enzyklopedia 1949. Deutschland jedenfalls hat er nie wieder betreten. Anita Kugler