Luxus auf 10 qm -betr.: "Mehr Miete" und "Mieterhöhung: Studi-Protest per Postkarte", taz vom 24./25.1.94

Betr.: „Mehr Miete“ und „Mieterhöhung: Studi-Protest per Postkarte“ , 24. + 25.1.94

Liebe taz-ler, als Studentenwohnheimbewohner und „Aktivist“ gegen die Mieterhöhung habe ich mich einerseits sehr über Eure Artikel zur Mieterhöhung in den Studierendenwohnheimen gefreut.

Auf der anderen Seite sind für mich Hintergründe dieser Mieterhöhung nicht klar genug geworden.

Sicherlich ist eine Warmmiete von 290,-- (bis 300,--) Mark für Hamburger Verhältnisse nicht sehr viel, aber für ein Zimmer von 10 bis maximal 13 qm? Der größte Anbieter von Wohnheimplätzen in Hamburg ist das Studentenwerk, das gleiche, das auf der anderen Seite für die Bearbeitung der BAföG-Anträge zuständig ist. Bei der Berechnung der BAföG-Bezüge wird nun maximal eine Miete von 225,-- Mark angerechnet. Alles was darüber liegt gilt schon als Luxuswohnung und wird nur noch mit 75 %, maximal 75,-- Mark bezuschußt. Schlußfolgerung: Das Studentenwerk bietet statt sozialem Wohnraum für Studierende Luxusstudierendenbuden mit 10 qm, Gemeinschafts-Dusche und -WC an.

Die Mietpreissteigerung für die Zimmer des Studentenwerkes betrüge bei einer Erhöhung der Miete auf 295,-- Mark zum 1. April '94 107 % seit 1977, heute liegt die Steigerung schon bei 75 %, wohingegen die allgemeinen Lebenshaltungskosten von 1977 bis heute um 64 % gestiegen sind.

Die Zahlen oben stammen aus mir zugänglichen Geschäftsberichten und Wirtschaftsplänen des Studentenwerkes.

In dieser Situation will nun die Stadt Hamburg ihre Zuschüsse für den laufenden Betrieb der Studentenwohnheime, die sich für 1994 auf dem Niveau von 1977 bewegen, zusammenstreichen. Dies wird die finanzielle Situation eines Großteiles der Studenten noch weiter verschlechtern, vor allem der BAföG-Empfänger, deren Bedarfssätze 1994 nicht angehoben werden.

Man darf nicht vergessen, die Zimmer in Studentenwohnheimen sind zeitlich begrenzte Sozialleistungen. Die Wohnzeit endet nach 8 Semestern und kann nur in wenigen Ausnahmefällen verlängert werden. Darum sagen wir:

Wir fordern die Freie und Hansestadt Hamburg auf, die geplanten Kürzungen der Zuschüsse für Instandsetzungs- und Sanierungsmaßnahmen in Hamburger Studierendenwohnheimen nicht durchzuführen. Die Stadt Hamburg sollte sich vielmehr dafür einsetzen, daß auch der Bund sich weiterhin an der Wohnheimfinanzierung beteiligt und selbst mit gutem Beispiel vorangehen.

MfG, Berthold Höllmann,

Sprecher der Heimselbst-

verwaltungen der Hamburger

Studierendenwohnheime