Segler zieht es an den Wannsee

■ Mit neuem Sponsor in die neue Lobbyistenhauptstadt

Auf nach Berlin! Den Deutschen Segler-Verband (DSV) zieht es von der Elbe an die Spree: In der neuen Hauptstadt Berlin soll die Zentrale des Renommier-Verbandes entstehen. Durch einen Nutzbau in der Gründgensstraße weht schon heute ein frischer maritimer Wind. Hier hat mittlerweile der Hamburger Kakao-Kaufmann und Verbandsvorsitzende Hajo Fritze seine Arbeit aufgenommen. Erste Entscheidungen hat der passionierte Segler Fritze für die Zukunft des Verbandes auch schon getroffen. So soll vor allem nichts übers Knie gebrochen werden, denn der geplante Umzug wird erst im Jahr 2000 abgeschlossen sein.

Was treibt nun die Segler, die doch ganz offensichlich in Hamburg recht gut bedient waren, nach Berlin, wo die maritimen Verhältnisse bekanntermaßen eher schlecht sind? Der Generalsekretär des Deutschen Segler-Verbande Raimar Lachmann denkt an die Zukunft: „Unser Ziel ist es, näher an den Entscheidungsträgern der Politik dran zu sein“.

Das neue Zuhause ist schon, ganz stilvoll, in einem alten Ruderclub an der Olympia-Ruderstrecke in Köpenick ausgeguckt worden. Derzeit laufen allerdings noch die Verhandlungen mit dem Berliner Senat. Aber es drängt ja niemand: „Wenn der Umzug über die Bühne geht, dann gleitend - das passiert nicht von einem Tag auf den anderen“, erklärt Raimar Lachmann.

Nebenbei konnte Lachmann noch mehr Erfreuliches vermelden, denn der Deutsche Segler-Verband hat einen neuen, starken Verbündeten. Das Münchner Sportförder-Unternehmen Aerosail wird in Zukunft die Arbeit des DSV in den zehn olympischen Bootsklassen finanziell und praktisch unterstützen: „Wir wollen die Olympia-Bemühungen des DSV vor allem durch neue Technologien unterstützen“ erklärt Aerosail-Geschäftsführer Hans-Jürgen Wieland stolz. Mit der Entscheidung, zusammen mit Aerosail in die Zukunft zu segeln, nimmt der DSV wahrscheinlich Abschied von den eigentlichen Planungen, die Verantwortung für die erfolgversprechende Starboot-Klasse zu übernehmen. Denn daraus wird nun offensichtlich nichts werden. Die Münchener Segelförderer wollten sowohl in der Technologie als auch sportlich entscheiden, sogar den Olympiastarter selbst benennen. Acht Monate hatte Aerosail Zeit - doch bislang geschah nichts. Dafür will sich Aerosail nun in Zukunft noch stärker als bisher auf das schon heute sehr erfolgreiche Hochseesegeln konzentrieren. Beim DSV werden trotzdem Freudenfeuer entzündet, denn mit der neuen sportlich-technologischen Förderung aus München rauscht nebenbei noch eine frische Finanzbrise durch die Kassen des Verbandes. Die Freude ist groß in der Gründgensstraße, denn die finanziellen Mittel aus dem Bundesausschuß Leistungssport sind in den letzten Jahren immer knapper geworden. Den Seglern in der Gründgensstraße ist die Dankbarkeit ins Gesicht geschrieben. ank