NEK-Synode: Intrigen und Immobilien

■ Hintersinnige Vorschläge im Streit um Bischöfin Jepsens Dienstsitz

Ein immobiler Machtkampf droht die Nordelbische Kirche (NEK) lahmzulegen: Nachdem sich der Skandal um die bischöfliche „Millionenvilla“ für Maria Jepsen als kirchenpolitisches Machtspiel zwischen dem Kieler Kirchenamt und der volksnahen Hamburger Bischöfin entpuppt hat, wird in der Synode derzeit die zweite Runde ausgefochten – mit weitaus härteren Bandagen. Rainer Thun, Direktor des kircheneigenen „Evangelischen Presseverbandes“, schlug als Bischofssitz ausgerechnet das Haus vor, in dem derzeit das „Amt für Öffentlichkeitsdienst“ (AfÖ) kirchliche Werbung macht.

Das AfÖ könne doch einfach ausziehen, und die Bischöfin hätte ein Haus, quasi gratis, mit 700 Quadratmeter in vornehmster Promi-Lage im Schicki-Micki-Stadtteil Pöseldorf.

Was sich im ersten Moment wie ein halbwegs vernünftiger Vorschlag anhört, entpuppt sich als Intrige allerhöchsten Ausmaßes. Denn Direktor Thun geht es offensichtlich nicht selbstlos um die Herberge der Bischöfin. Das Thema im Hintergrund ist brisanter: Thun ist Vorreiter jener autoritätshörigen Kräfte in der NEK, die die Kirche zentralistisch umstrukturieren wollen – unter anderem durch die Schaffung eines „Hauses der Publizistik“ in Hamburg, in dem alle kirchlichen Medien mit dem AfÖ gleichgeschaltet werden sollen. Da sich das AfÖ bislang erfolgreich gegen solche Einheitspläne zur Wehr gesetzt hat, lancierte Thun in seine Hauspostille „Nord-elbische Kirchenzeitung“ einen Beitrag über sich selbst, in dem er die Bischöfin ins AfÖ-Haus umziehen lassen will.

Kritik gegen diese Machtpolitik hagelte es nicht nur auf der derzeit in Rendsburg tagenden Synode. Die Hamburger epd-Redaktion warf ihrem Chef Thun in einem der taz vorliegenden Brief „journalistische Entgleisung“ vor; Thun habe die Zeitung „mißbraucht“, um Kirchenpolitik zu machen.

Insider berichten, daß die Thun-Intrige Teil einer im Kieler Kirchenamt vorbereiteten Kampagne sei, die mit auf das Konto des Vizepräsidenten Oberkirchenrat Gerd Heinrich gehe. Sie passe mit einem Brief des Kirchenamtspräsidenten Klaus Blaschke zusammen, in dem der eine Art Maulkorb für die Leiter kirchlicher Dienststellen gefordert hatte. Uwe Birnstein