Walk on the Wild Side

■ Frank Hinz: vom „schlechtesten Sänger des Landes“ zum regierenden Schwermetallexperten/ Sonntag „Wildside-Party“

Angefangen hatte alles ganz durchschnittlich. Mit Dreizehn wie alle Kiss hören, und AC/DC. Irgendwie hatte Frank Hinz schon von einer Karriere in Sachen Heavy Metal geträumt – als stimmgewaltiger Frontmann auf der Bühne. Aber der Zufall wollte es anders. Heute dürfte Hinz, inzwischen 28, jedem Kuttenträger diesseits des Weißwurstäquators ein Begriff sein. Seit sieben Jahren moderiert er die „Wildside“ auf Radio Bremen 4, die einzige noch existierende Heavysendung im Norddeutschen Sendegebiet. Und organisiert nebenbei unter dem selben Namen eines der interessantesten Metalfestivals der Region.

Zunächst sah es aber in Sachen Erfolg düster aus. „Ich war wohl der schlechteste Sänger in ganz Deutschland,“ kommentiert er den ernüchternden Selbstversuch mit einer eigenen Kapelle. Immerhin wurde man einmal von Bremen 4 zum Interview ins Studio geladen. Mit dem Reden klappte es besser als mit dem Singen, und „die Ahnung von der Art von Musik hatte ich schließlich. Also hab ich den damaligen Moderator Axel P. Sommerfeld angehauen, ob ich nicht für sie was machen könnte.“

Sommerfeld wurde weich, lud den Daueranrufer ins Funkhaus ein und ließ den verdutzten Hinz nach ein paar nie gesendeten Probesendungen eines Abends im Studio allein. „Er meinte, wir seien auf Sendung, die Platte würde noch drei Minuten laufen, entweder würde ich es jetzt oder nie packen. Und dann ging er raus!“

Hinz packte es, sein sonntägliches Minderheitenprogramm „Wildside“ ist mittlerweile eine feste Größe im Senderprofil von Bremen 4. Sein Motto nicht nur bei Radiomachen: „Wenn ich hinter etwas stehe, ziehe ich das durch.“ Dabei machte er sich wegen seines Engagements für die Bösen Onkelz, die er auch in die Sendung einludt, nicht nur Freunde. Siebzehn Morddrohungen auf dem Anrufbeantworter, fünfzehn von rechts und zwei von links, seien etwa die Bilanz des von ihm organisierten „Rock gegen Rechts“-Konzertes mit Onkelz-Beteiligung im vergangenen Herbst.

Dafür laufen die unumstrittenen Wildside-Parties umso besser. „Die Konzerte sollen die ganze Bandbreite der Szene repräsentieren, die ich sonst im Radio vorstelle.“ Newcomer wie die Bremer Jaildog, die gerade mal ein Demo herausgebracht haben, spielen gleichberechtigt neben großen Acts wie der deutschen Mittachtziger-Heavy- Legende Gravedigger und dem hippen Hardcore-Mega-Seller Pro Pain aus New York. Alle mit denselben technischen Möglichkeiten – bei Metalkonzerten ist das sonst nicht die Regel. „Aber ich will ja die kleinen Acts fördern, nicht die, die sowieso schon weiter sind.“

Möglichst viele Bands möglichst günstig zu präsentieren ist das Ziel der mittlerweile dritten Wildside-Party. Hinz: „Seit dem Auftakt im Oktober 1992 hat das ganze so eine Eigendynamik entwickelt, daß auch große Bands von selbst auf uns zu kommen“ Daß Hinz gerade auf dem Sprung ist, in naher Zukunft selber eine Konzertagentur zu gründen, wundert kaum, dementsprechend hochkarätig ist das Programm am Sonntag. Neben Gravedigger, Jaildog und Pro-Pain (unser Foto) sind die Kritikerlieblinge Channel Zero, die US-Größen Life of Agony und die Spudmonsters geladen. Volles Programm, los geht es deshalb schon um 17.30 Uhr, natürlich im Aladin. Lars Reppesgaard