Sanssouci
: Nachschlag

■ "Gentechnika 2000" - Kabarett in der Brotfabrik

Wünsch Dir was: groß und blond, schön und klug, schlank und sportlich – der frühe Gang zu einer gut sortierten Samenbank erspart nachwuchsbangen Eltern die unangenehme Überraschung nach der Geburt. „Der Fötus wird aus seinem parasitärem Verhältnis zum Uterus befreit“, zitiert der Kabarettist Gerhard Mormann den Forscher Jean Rostaud und wirft die hohe Spaßmacherstirn in Falten. Schlimm das alles – ein Fall für die Satire.

Daß die Gentechnologie nicht nur auf wissenschaftlichem Gebiet, sondern auch in der Freizeitsatire Schlimmes zur Folge haben kann, beweist Gerhard Normanns bös' gemeintes Stück „Gentechnika 2000“ ebenso nachdrücklich wie unfreiwillig. Gerhard ist Experte. Mendelsche Gesetze und DNS-Struktur beherrscht er aus dem Effeff. Doch Normann ist auch Kabarettist – zwei Neigungen, die nicht recht zueinander finden wollen. Immer wieder schleichen sich in seine hastigen Tiraden wider die Verantwortungslosigkeit der Wissenschaft Fachtermini im eitlen Dutzend ein, verwandelt Norman mühelos den lachbereiten Saal in einen erkenntnisdampfenden Seminarraum.

Kaum, daß einem die wie Orgelpfeifen aufgereihten Glasröhrchen mit der milchigen Substanz ein erwartungsvolles Grinsen aufs Gesicht zaubern, drückt Normann schon wieder den Rücken durch und setzt sein Jetzt-aber-mal-zur-Sache-Gesicht auf. Ein wackerer Anwalt der geschändeten Desoxyribonukleinsäuren dieser Welt. Ein Anwalt mit ledernem Witz, dem man vor der Geburt ein paar Spermaspritzer Groucho Marx oder Karl Valentin gewünscht hätte. Am Ende der zweistündigen Wanderschaft durch die Fährnisse der mad scientists entschlüpfen dem gelehrten Kabarettisten dann doch ein paar zynische Pointen. Die allerdings richten sich gegen Aidskranke, die angesichts geklonter Fleischmonster und Killertomaten doch – bitte schön – nicht auch noch auf die Forschungsergebnisse böser Gentechniker hoffen sollten. Eben Pech gehabt. Birgit Glombitza

Bis 13.3. jeweils 21 Uhr, Brotfabrik, Prenzlauer Promenade 3, Prenzlauer Berg.