Sanssouci
: Vorschlag

■ Die Malles Diven im Café-Theater Schalotte

Foto: Veranstalter

Mit der Tellerwäscherkarriere von Tim Fischer wurden im schwulen Kultursumpf endlich Maßstäbe gesetzt. Nicht jedem kleinen Schnuckelchen, das im SchwuZ siegesmutig zum Mikro greift, wird seitdem noch ein Höflichkeitsapplaus gegönnt. Als Zarah mit und ohne Kleid hat Tim uns Kulturschlusen derart verwöhnt, daß wir neben ihm niemanden mehr dulden können. Nur bei den „Malles Diven“ machen wir mal eine Ausnahme, bei dem Musik-Kabarett aus Bremen, das jetzt mit seiner Show „Im Herzen die Dauer“ im Café-Theater Schalotte gastiert.

Mit der phonetisch gleichlautenden Inselgruppe hat die Truppe nicht mehr zu tun als mit der uralten Sehnsucht nach Sommer, Sonne, Sand und mehr Sex. Doch die kommt bei den „schlimmen Diven“ Ruth Müller und Carsten Golbeck sowie ihrem Pianisten Marc Lüdicke nicht zu kurz. Thema ihrer Show ist die Rezession, genauer gesagt das, was Heteras und Schwule darunter verstehen: die immer komplizierter werdende Liebe zum männlichen Geschlecht. „Das schönste an einem Mann ist der erste Blick und die Erinnerung“, schmachtet Ruth. Und Carsten, der schwule Peter Kraus, sinniert über Liebe und Treue: „Du bist nicht der letzte Mann in meinem Leben, aber ich hoffe, du wirst der letzte sein.“ Was die beiden auf die Bühne bringen, ist das Lebensgefühl der Neunziger: Frauen und Schwule gemeinsam sind stark, wenn sie schwach werden.

Dabei hat die Truppe mehr zu bieten als die Bummelzug- Schnulzen von Rainer Bielfeldt. Carsten und Ruth überschütten sich mit Ironie und zeigen dabei eine beachtliche Verwandlungskunst. Sie können nicht nur singen, was im schwulen Kulturbetrieb alles andere als selbstverständlich ist, sie wechseln vom Tenor zum Baß, von der Liebe zum Haß in nur zwei Sekunden. Und auch das ist eher die Ausnahme: Die Malles Diven texten und komponieren selbst – abgesehen von den alten Ami-Evergreens, die sie zwischendurch ganz romantisch durch den Kakao ziehen.

Hach, was ist man nach der Show in einer schönen Stimmung. Da will man sich neu verlieben oder zumindest alte Lieben auffrischen. Da legt man sich mit dem Walkman ins kuschelig-warme Bett und will mehr von den Malles Diven hören, mehr, mehr, immer mehr. Höchste Zeit also für die erste CD. Und danach, bitte schön, eine eigene Mitternachtshow auf N3. Micha Schulze

Nur noch heute, 20 Uhr, Café-Theater Schalotte, Behaimstraße 22, Charlottenburg.