Der Blick fürs Weiche und fürs Nette

■ 40 Jahre Theater gezeichnet und fotografiert – Eine Ausstellung im DT

Unscheinbare Fotos und Zeichnungen sind seit Donnerstag im Foyer der Kammerspiele des Deutschen Theaters zu besichtigen. Die Ausstellung heißt „Liebe zum Theater“ und widmet sich der jahrzehntelangen Zusammenarbeit des Hauses mit der Fotografin Eva Kremlein und der Zeichnerin Ingeborg Voss.

Oftmals läßt die Zeichnerin ihre Stilmittel allzusehr ins Skizzenhafte hinüberspielen. Dabei weisen ihre Szenenbilder nicht selten eine stilistische Verwandtschaft zu den Studien Wilhelm Buschs auf. Zwar studierte Ingeborg Voss (Jahrgang 1922) Mode, doch widmete sie sich ab den Sechzigern der freien Grafik.

Mit zwar freien, stellenweise auch befremdendem Körperempfinden strebt Voss rührige Momentaufnahmen mit Blick fürs Detail an. Von Frank Castorfs Inszenierung „Sojas Wohnung – Paris, Paris“ allerdings blieben nur die Andeutungen der Rüschen der Babuschkas. Einige entdecken „die flüchtigen Augenblicke, das Vorübereilen der Kunst“ in den Zeichnungen gebannt. Gerade für die Bilder aus den Sechzigern und Siebzigern trifft das zu.

Etwas anachronistisch und raumverloren stehen die Figuren aus den neueren Produktionen wie Ibsens „John Gabriel Borkman“ oder Trolles „Hermes in der Stadt“ in der Gegend herum. Beim Einfangen inspirationsreicher Momente läßt sie sowohl bühnenbildnerische als auch dramaturgische Ideen gern außen vor. Ingeborg Voss hat den Blick für das Weiche und Nette und trägt lieber Kurt Böwe in Hauptmanns „Biberpelz“ ins 19. Jahrhundert.

Die Fotografin Eva Kremer wurde 1909 in Charlottenburg geboren. In der Nachkriegszeit begann sie zuerst, die Trümmer um das Deutsche Theater zu fotografieren, dann widmete sie sich den Inszenierungen und vor allem den Machern des Deutschen Theaters. Ihre Sammlung reicht von Wolfgang Langhoff, Benno Besson und Ernst Busch bis zu Alexander Lang und Thomas Langhoff. Alle bei der Arbeit, mitten in der Probe, im Gespräch oder sich unbeobachtet wähnend.

Den einzelnen Arbeiten des Deutschen Theaters ist Eva Kremlein weniger mit großen Szenarios als mit Schauspielerporträts auf der Spur. Namensschilder, die auch die Schauspieler nennen, würden der Ausstellung nicht schaden.

Dem diskreten Charme der Theater-Bourgeoisie des Hauses ist Klaus Siebenhaar, Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit im Deutschen Theater, mit dieser Ausstellung sehr nahe gekommen. Fernando Offermann

„Liebe zum Theater. Fotos und Zeichnungen von Eva Kremlein und Ingeborg Voss aus vier Jahrzehnten“ noch bis 21.3. im Foyer der Kammerspiele, jeweils zu den Vorstellungen geöffnet, Deutsches Theater, Schumannstraße 13a, Mitte.