Deutschland, Land der Dichter und Dämmer

■ Sanierungsarten für Plattenbauten umstritten: Reicht auch eine neue Fuge?

Die Plattenbauten in den neuen Bundesländern müssen dringend saniert werden, da sind sich alle Fachleute einig. Daß die Wärmeverluste durch schlechte Isolierungen viel zu hoch sind, ist unstrittig, auch, daß damit aus ökonomischen und ökologischen Gründen Schluß sein muß. Doch zwischen den verschiedenen Branchen bestehen erhebliche Differenzen in der Einschätzung, wie dem Problem am besten beizukommen ist.

Die Hersteller von Dämmstoffen sehen enorme Zuwachspotentiale und erhoffen sich ihren persönlichen Aufschwung Ost durch die jüngste Verschärfung der Wärmeschutzverordnung. „Konkrete Lösungsvorschläge“ kündigen sie an. Sie empfehlen Vollwärmeschutz, also die baldige Dämmung der Häuser, insbesondere der Plattenbauten, entsprechend dieser Verordnung.

Allerdings bezieht sich die Vorschrift nur auf Neubauten, weswegen andere Industriezweige verärgert sind. Fugenband-Hersteller und Fachleute für Beton-Schutzbeschichtungen kontern: Zur Isolierung reiche es oftmals durchaus, die Großtafeln, wie die Platten eigentlich heißen, durch Fugen abzudichten und anschließend zu streichen. Die Erfolge seien die gleichen, die Kosten machten aber nur einen Bruchteil aus.

Um sinnvollen Lösungen ein Stück näher zu kommen, gehört zum Rahmenprogramm der bautec eine Fachtagung zum Thema „Sanierung von Wohngebäuden in Plattenbauweise“. Direkt am Mittwoch, 9. Februar, werden Fachleute ab 14 Uhr über die verschiedenen Möglichkeiten und Techniken diskutieren.

Vor dem gleichen Hintergrund ist auch der 2. Internationale Kongreß zur Bauwerkserhaltung zu sehen. Dieser findet während der ersten drei Messetage unter dem Leitthema „Umweltschutz und Qualitätssicherung in der Bauwerkserhaltung“ statt. „In keiner anderen Stadt treten die Probleme der Bauwerkserhaltung so hart und so fordernd zutage wie gerade hier“, begrüßte denn auch Bausenator Wolfgang Nagel die Kongreß-Teilnehmer im Programmheft: „Solche Wohngebiete wie Hellersdorf oder Marzahn“ seien mit Kaiserslautern, Koblenz oder Ulm zu vergleichen.

Der Erhalt und die Wertsicherung der Substanz mache etwa die Hälfte des Gesamtumsatzes in der Bauindustrie aus, so Helmut Weber, Vereinspräsident des Forums Bauwerkserhaltung. Sie gehöre, von der Öffentlichkeit kaum bemerkt, mit rund 200 Milliarden Mark Umsatz zu den wichtigsten Wachstumsbranchen. ca