■ Vita
: William Seward Burroughs

WSB, heute vor 80 Jahren in St. Louis, Missouri, geboren, entstammt einer Familie, die ihren enormen Reichtum einer großväterlichen Erfindung verdankte – der Burroughs-Addiermaschine. Wie die feine Herkunft, wurde auch Burroughs' exklusiver Bildungsweg von seinem späteren Junkie-Image überlagert: Von 1932 bis 1936 studierte er in Harvard englische Literatur. Danach versuchte er sich noch in Medizin, Anthropologie und Archäologie.

Um 1940 herum scheint WSB der Sehnsucht nach der Bürgerlichkeit endgültig adieu gesagt zu haben. Er schlägt sich als Barmixer, Kammerjäger, Detektiv und Redakteur auf die Nachtseite des Lebens. 1944 rauschgiftsüchtig geworden, kann er seiner Jobliste bald den Titel „Fledderer“ hinzufügen: Er raubte seine Rauschgenossen aus. Dann versuchte er sich mit seiner Ehefrau Joan als Farmer in Texas – Zitrusfrüchte und Hanf. Das Geschäft mit letzterem Produkt seiner Scholle lohnte sich aber nicht; WSB war indessen auf einen anderen Geschmack gekommen: Heroin, das auch sein kommendes Leben auf Reisen antreiben sollte. Die Burroughs mußten sich nach Mexiko absetzen. 1951 erschoß er seine Frau während einer Party, beim Versuch, eine bekannte Szene aus „Wilhelm Tell“ mit zeitgemäßen Waffen nachzustellen.

Nach einer Reise durch Südamerika landete WSB 1954 in Tanger, wo zwei Jahre später „The Naked Lunch“ entstand. 1956 endete das Junkie-Leben mit einer erfolgreichen Entziehungskur. 1974 kehrte er nach Reisen und Aufenthalten in Dänemark, Schweden und England in die Vereinigten Staaten zurück; er unterrichtet am City College of New York Literatur. In den sechziger und siebziger Jahren wird WSB durch Intellektuelle wie Susan Sontag, vor allem aber durch die popkulturelle Rezeption seines Werkes zu einem Star. 1983 drückt ihn dann das Establishment endlich an die Brust: Er wird Mitglied der American Academy and Institute of Arts and Letters. Die Pop-Intelligentsia der 90er Jahre pflegt den Kult um WSB trotzdem weiter: Kurt Cobain von Nirvana begleitet den Meister auf „They Called him the Priest“ per Gitarre, und die Disposable Heroes of Hiphoprisy haben – auf ihrem Album „Spare Ass Annie“ (benannt nach einer Burroughs-Figur) – des Priesters Stimme für den Rap entdeckt. la

Lieferbare Titel: Limes Verlag: „Naked Lunch“, „Western Lands“, „Interzone“, „Auf der Suche nach Yage“; Ullstein Taschenbuch: „Junkie“, „Der Job“. Im Maro Verlag „Die Alten Filme. Stories“; Pociao's Books: „Die elektronische Revolution“, „Naked Scientology“, „Die vier apokalyptischen Reiter“; Sphinx Verlag: „Zwischen Mitternacht und Morgen“.