■ Das Portrait
: Andreas Papandreou

„Andreas wirkt wie die vier Grundrechenarten. Er schafft mir ein Plus von Problemen, ein Minus an Freunden, er multipliziert meine Feinde und dividiert meine Partei.“

So sprach einst Georgios Papandreou, Regierungschef Griechenlands bis 1967, über seinen Sohn. Andreas Papandreou, der heute seinen 75. Geburtstag feiert, hat seitdem einiges gelernt. Längst schon dividiert er keine Partei mehr: Seit dem Ende des griechischen Obristenregimes 1974 ist er der unumstrittene Führer seiner Panhellenischen Sozialistischen Bewegung (Pasok). Und seit Oktober letzten Jahres ist der begnadete Demagoge und Volkstribun auch wieder Regierungschef.

Andreas Papandreou studierte Jura und Volkswirtschaft, zuerst in Athen, später, nach seiner Emigration vor der Metaxas-Diktatur, in den USA. 1959 kehrte er in seine Heimat zurück. Sechs Jahre später ging er in die Politik. 1967, mit Beginn des Obristenregimes, mußte Andreas erneut ins Exil, diesmal nach Schweden.

In seiner Jugend war Papandreou Trotzkist. Bis heute versuchen Ideologen und Kommentatoren ihn in eine bestimmte Schublade zu stecken – allein, er paßt in keine. Mal phrasendreschender Nationalist, mal Propagandist für die Dritte Welt, Nato-Gegner, Nato-Freund, EG-Kritiker und EU-Mitglied: Andreas Papandreou ist kein Ideologe, wohl aber ein ausgefuchster Machtpolitiker. Er kann den Wählern nach dem Mund reden und hinterher das Gegenteil tun – man verzeiht es ihm. 1989 ritt er Griechenland beinahe in die Pleite – 1993 wird er wiedergewählt. In der Koskotas- Affäre kam er vor den Kadi (freigesprochen), doch das tat seiner Karriere keinen dauerhaften Abbruch.

Griechischer Volkstribun Foto: AP

International gilt Papandreou als Enfant terrible. Sei es die Ehe mit der Ex-Stewardeß Mimi, die er schon vor der Heirat auf diverse EG-Gipfel mitnahm, seien es seine verbalradikalen außenpolitischen Attacken gegen die Türkei, Makedonien, Albanien, Amerika, die Nato, die Europäische Union oder sonstwen: Durch den Diplomatenchor ging ein leies Stöhnen, als der Grieche im letzten Jahr erneut zum Regierungschef gewählt wurde. International hat Papa Papandreous Rechenbeispiel weiterhin Gültigkeit. Doch faktisch ist der Sohnemann längst ein geläuterter Realpolitiker. klh