Bremens CO2-Ausstoß stieg an

■ Erste Bremer 10-Jahres-Statistik / Klöckner zu 43 Prozent verantwortlich

An dem „Treibhauseffekt“, der die Erdatmosphäre bedroht, ist zur Hälfte das Zivilisationsprodukt „Kohlendioxid“ schuld. Deshalb soll bis zum Jahre 2005 der CO2-Ausstoß um 25 Prozent des Wertes von 1987 verringert werden. So hat es die Bundesregierung beschlossen. Für das Land Bremen erhöhte die Ampel im Koalitionsvertrag die beabsichtigte Reduzierung sogar auf 30 Prozent. Nach der ersten statistischen Bilanz des CO2-Ausstoßes, die Jürgen Wayand jetzt für das Statistische Landesamt vorgelegt hat, muß Bremen sich aber etwas einfallen lassen, um die großspurigen Versprechen auch zu erfüllen: Trotz aller Filter und Kat-Technologien stieg der CO2-Ausstoß in Bremen zwischen 1981 und 1991 sogar noch an.

14,3 Millionen Tonnen Kohlendioxid pusteten Bremens Energie-EndverbraucherInnen 1991 in die gute Bremer Luft, 250.000 Tonnen mehr als 1981. Pro Nase der Bevölkerung, Babys statistisch eingeschlossen, sind das 20,9 Tonnen im Jahr. Dabei ging der Ausstoß bei der Bremer Klöckner-Hütte, die für die Hälfte des CO2-Ausstoßes verantwortlich ist, sogar geringfügig zurück. Der gesamte Zuwachs geht auf das Konto des Straßenverkehrs: dessen CO2-Emissionen nahmen zwischen 1981 und 1991 fast ununterbrochen zu.

Was diese Zwischenbilanz bedeutet, wird deutlich, wenn man gegenüberstellt, was passieren müßte, damit die bescheidenen selbstgesetzten Ziele erreicht werden: In Bremen hätte der CO2-Ausstoß seit 1987 jährlich um mehr als zwei Prozent abnehmen müssen. Nachdem vier Jahre nichts passierte, wäre ab dem Jahre 1992 eine jährliche Abnahme um fast drei Prozent erforderlich, um das selbstgesetzte Ziel zu erreichen.

Bei der CO2-Bilanz des Statistischen Landesamtes sind die „nachwachsenden Energieträger“ wie Brennholz, Klärgas und Klärschlamm nicht berücksichtigt worden. Denn CO2-Gas in bescheidenem Umfang wäre „kein Umweltgift schlechthin“, es würde durch Photosynthese in kurzen Zeiträumen von den Pflanzen aufgenommen und würden den Kohlenstoffkreislauf nicht noch zusätzlich belasten. Bei den beiden Müllverbrennungsanlagen haben die Statistiker deshalb auch den Anteil von Energie, der nicht durch Kunststoff gewonnen wurde, nicht einberechnet.

Gefährlich für die Erdatmosphäre ist die zusätzliche Freisetzung von CO2, die der Naturhaushalt nicht ausgleichen kann. Beim Atomstrom dagegen haben die Statistiker so getan, als müsse für den in Bremerhaven importierten Preag-Strom eine CO2-Menge angenommen werden, die entstünde, würde er nicht zu 70 Prozent in (CO2-freien) AKW's produziert. Wegen der anderen Risiken der Atomenergien ist die Interpretation der Zahlen, die auf „je mehr Atomstrom, desto weniger CO2“ hinausliefe, so methodisch ausgeschlossen.

Die Verschiebungen in beiden Fällen (Müll, Bremerhaven) sind aber geringfügig, da es sich nicht um große Mengen handelt. Geringfügig ist auch der positive Effekt, der daraus resultiert, daß die Verbrennung von Erdgas vergleichsweise weniger CO2 freisetzt, die Förderung dieser Heizenergie-Art sich also grundsätzlich positiv in der CO2-Bilanz niederschlägt.

Ins statistische Gewicht dagegen fällt in erster Linie die Klöckner-Hütte, die insgesamt 43 Prozent des Bremer CO2-Ausstoßes zu verantworten hat. Einen wichtigen Anteil dabei hat auch das in der Hütte anfallende Gichtgas, es weist unter allen Energieträgern den höchsten CO2-Emissionsfaktor auf.

An zweiter Stelle in der CO2-Bilanz stehen die Kleinverbraucher mit einem Anteil von rund 30 Prozent. Darunter sind die privaten Haushalte, deren CO2-Bilanz sich durch ökologischere Raumheizung (Dämmung, Umstellung auf Gas) eher verbessert hat und die kleinen Betriebe mit steigendem Strom- und „CO2-Anteil“.

An dritter Stelle steht mit einem Anteil von 16 Prozent an der CO2-Bilanz der Verkehr, sein Emissionsvolumen stieg zwischen 1981 und 1991 um satte 25 Prozent. Der Straßenverkehr ist damit wesentlich dafür verantwortlich, daß sich in der bremischen CO2-Bilanz kleine Fortschritte zahlenmäßig unter dem Strich nicht niederschlagen: Der CO2-Ausstoß des Straßenverkehrs stieg um 400.000 von 1,6 Millionen auf zwei Millionen Tonnen, der Gesamt-CO2-Ausstoß in Bremen stieg nur um 250.000 Tonnen.

Recht deutlich, wenn auch nur zwischen den Zeilen, werfen die Statistiker am Ende ihres Berichtes die Frage auf, wie denn die großspurigen Versprechnungen eingehalten werden können, bis zum Jahre 2005 den eigenen Beitrag zur Zerstörung der Erdatmosphäre wenigstens um ein Viertel – 25 Prozent – zu reduzieren. Wenn die Haupt-Dreckschleudern so weitermachen wie bisher, wird das nicht möglich sein.

Auch im Jahre 1992, statistisch für Bremen noch nicht ausgewertet, lag zumindest der bundesweite Trend nur bei einem Prozent Reduzierung, nicht bei den für das selbstgesteckte Ziel erforderlichen drei Prozent.

K.W.