Ich finde dich ... toll? ...super?

■ Das Berliner Musiktheater spielt das Coming-Out-Stück „Heißes Eisen“ in Bremen

Die vier Jugendlichen in dem Stück „Heißes Eisen“ reden nicht lange um den heißen Brei herum: Alex hat sich von einem Tag zum anderen in Kim verliebt, und die beiden Frauen bekennen sich offen als Paar. Nur als die beiden sich das erste Mal auf der Bühne küssen, hört man schon mal ein „Iiih“ aus dem jugendlichen Publikum; später bleibt es gelassen.

Die Berliner „Theater-Produktion Strahl“ ist mit ihrem Musiktheaterstück für eine Woche bei der Shakespeare-Company zu Gast. Auf der angenehm sparsam eingerichteten Bühne zerbrechen sich vier Jugendliche die Köpfe um das Thema, das für Jugendliche nun mal am allerwichigsten ist: die Liebe. „Ich finde dich... toll? ... super?“ - das Herantasten an Liebesgeständnisse erfreut das Publikum am meisten. 120 SchülerInnen aus den achten und neuten Klassen füllen an diesem Montag den Theatersaal am Leibnizplatz, und spätestens, wenn bei der Bettszene das Licht ausgeht, ist die Atmosphäre ziemlich geladen.

Die Sprache des Stücks ist so recht jugendfrisch, vielleicht gerade weil sie ohne dieses ewige „Echt geil, ey!“ auskommt. Der Gesang dagegen reißt einen nicht eben vom Hocker; die Songs haben aber alles, was gängig ist: vom Rap über sanfte Balladen bis hin zu rockigen Schlagern. Und damit sich ganz sicher keiner langweilt, gibt's ab und zu kleine Tanzeinlagen, eine Art Persiflage des Fernsehballetts.

Es geht um die Frage, wie die lesbische Liebe entsteht; hier entsteht sie leider aus der Enttäuschung durch einen Mann: Zwei Hetero–Pärchen auf Skifreizeit in Südtirol. Max macht sich querüberfeld an Alex heran. Als die aber merkt, daß er keine Kondome dabeihat, will sie nicht mehr und muß ihm allerdings erst ein blaues Auge hauen, damit er es merkt, weswegen sich Alex von der Freundin trösten läßt, und unverhofft kommt's zu einem Kuß während einer Spaziergangspause.

„Doch, ich kann mir vorstellen, daß das von einem Tag auf den anderen passieren kann, es muß zwar irgendwie im Blut liegen, aber dann...“, sagt hinterher ein Mädchen von der Schule Lerchenstraße in Bremen-Vegesack. Ihr Lehrer Detlef Bachmann will hinterher mit seiner Klasse „über den Toleranzbegriff“ reden. Kann gut sein, daß er ins Schwitzen kommt .vivA

Theater am Leibnizplatz, tägl. bis 11.2., 11 Uhr, 9.2. auch 19.30 Uhr