■ Grüne und Greenpeace streiten sich um Wahlkampfslogan
: Nicht ganz grün

Der Auftrag war zugegebenermaßen schwierig: Ein Slogan für den Europaparlamentswahlkampf von Bündnis 90/Die Grünen sollte aus dem Art-Direktorenhut gezaubert werden. Da rauchten die kreativen Köpfe in der Frankfurter Werbeagentur „Trust“, die die Grünen ins Parlament sprücheln soll. Denn immerhin muß er ja passen, der Slogan, zu den Inhalten der Öko-Partei. Und trotzdem origineller sein und irgendwie anders.

Irgendwie anders wurde er auch, aber nicht anders genug. „Green, please“, das geniale Resultat ewigen Brainstormings (Trust: „Schmunzeleffekt“), kommt einer berühmten Umweltschutzorganisation irgendwie bekannt vor. „Plagiat, Plagiat“, tönt es empört aus der Hamburger Greenpeace-Zentrale. Bei aller Freundschaft sei diese Anlehnung an ihren „Markennamen“ nicht hinzunehmen, denn flüchtige LeserInnen würden Greenpeace mit Green, please und damit die überparteilichen Walretter mit Schlachtroß Joschka Fischer verwechseln. Greenpeace aber ist parteiunabhängig, was schließlich notwendig ist für den Spendenfluß. Und außerdem ist es ärgerlich genug, daß mittlerweile schon die Computerbranche mit der Farbe Grün werbe. Wenn man den werbetaktischen Coup der Grünen nicht Einhalt gebietet, kommt demnächst auch die Chemische Industrie daher, mit green-fies oder green-mies. Kein Zweifel, der Niedertracht wäre Tür und Tor geöffnet.

Notfalls werde man mit gerichtlichen Schritten gegen das Bündnis 90/Die Grünen vorgehen, doch hofft man innerhalb der nächsten Tage auf eine gütliche Lösung. Die Grünen jedoch wollen weiterschmunzeln. Bundesgeschäftsführerin Heide Rühle findet die Drohung von Greenpeace „albern“ und besteht weiter auf dem Wahlslogan.

Zudem habe es vor dem Start der Kampagne ein „knappes Gespräch“ mit Greenpeace über die Verwendung des Mottos gegeben. Dabei sei aber offenbar die Tragweite nicht deutlich geworden. Niemand habe bei den Grünen damit gerechnet, daß Greenpeace so empfindlich reagieren würde.

Ähnlich überrascht zeigt man sich in Hamburg. Dort weiß keiner von einem Vorabgespräch und zeigt sich kompromißlos. Und das, obwohl Trittbrettfahrerei doch ökologisch gänzlich unbedenklich ist. Miß