Schwarz-roter Lottofilz

■ Frühstücksgeschäftsführung mit Dienstwagen: Einer rechts einer links / Informationssperre

Alle reden von der Gewoba – aber während heute in der Bürgerschaft die Fetzen fliegen, ob bei der Besetzung der Geschäftsführerstelle gefilzt worden ist, sitzen alte Filzkandidaten unbedrängt auf gutbezahlten Posten. Im Zweifel wird deren Vertrag sogar verlängert. Zum Beispiel bei der Bremer Toto und Lotto GmbH. Die achtet dieser Tage ganz besonders darauf, nicht in den Sog des Hessen-Skandals zu geraten, die Geschäftsführer verweigern jede Auskunft. Doch die Fakten sprechen für sich: zwei Geschäftsführer, wo es gerade mal für einen genügend Arbeit gibt, saftige Gehälter für verdiente Parteigänger – einer rechts, einer links.

Horst Stäcker hatte lange für die SPD in der Bürgerschaft und im Haushaltausschuß gesessen. Nebenbei war er Landes- und Kreisgeschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt – bis 1983, als haarsträubende Zustände in einem AWO-Kindergarten bekannt wurden. Für Stäcker wurde eigens die Stelle eines Landesgeschäftsführers geschaffen, Jahressalär: 90.000 Mark.

Der verdiente Genosse wurde dann 1986 auf einen der beiden Lotto-Geschäftsführerposten gehievt. Übermäßig viel zu tun gab es da auch nicht, aber dafür war die Bezahlung besser: Rund 150.000 Mark pro Jahr, Dienstwagen obendrauf. Stäcker bekam auch keinen Fünfjahresvertrag, wie eigentlich üblich. Er unterschrieb für acht Jahre mit einer Option auf zwei Jahre Verlängerung. Und die hat Stäcker jetzt auch bekommen. Heimlich still und leise hat ihm der Auf-sichtsrat im vergangenen Jahr die zwei Jahre gegönnt. Dann hat er die Pensionsgrenze erreicht. Nötig gehabt hätte er das nicht. Schließlich hat er von 1963 bis 1986 in der Bürgerschaft gesessen, nun darf er den Höchstsatz an „Altersentschädigung“ einstreichen. Auf das Lottogehalt bekommt er noch einmal mehr als 3.000 Mark obendrauf, pro Monat.

Viel tun muß er dafür nicht, denn schließlich sitzen der Bremer Toto und Lotto GmbH zwei Geschäftsführer vor. Das sind genauso viele wie bei der Schwestergesellschaft in Nordrhein-Westfalen, nur hatten die Bremer 1992 einen Umsatz von knapp 110 Millionen Mark, die große Kölner Schwester dagegen mehr als drei Milliarden. Außerdem hat Stäcker einen zweiten Geschäftsführer zur Seite bekommen, dem man Kompetenz kaum absprechen kann: Gert Bussenius wechselte 1991 vom Chefsessel beim Finanzamt in die Lottozentrale an der Schwachhauser Heerstraße. Er war schon zuvor bei der Neubesetzung des Landesrechnungshofpräsidenten im Gespräch gewesen. Da war Bussenius aber als CDU-Mann gegen Hartwin Meyer-Arndt von der SPD abgeblitzt, was die CDU schwer verstimmt hatte. Unbeschadet von Bussenius Qualifikationen: „Die CDU war filzmäßig dran bei der Besetzung des Postens“, heißt es dazu aus der SPD. Die Hauptarbeit, so hört man aus der Lottozentrale, macht seitdem Bussenius: „Hier gibt es einen wirklichen und einen politischen Geschäftsführer.“

Offiziell will allerdings keiner der beiden Lottokönige in Erscheinung treten. Stäcker verteilt zwar gerne Fahrerpreise beim Sechstagerennen, doch für ein Gespräch mit der Presse steht er genausowenig zur Verfügung, wie sein Kollege Bussenius. „Die Herren sind nicht bereit, der Presse etwas zu sagen“, teilt Lotto-Abteilungsleiter Peter Zerfowski mit. In der vergangenen Wochen habe es hie und da in den Medien falsch wiedergegebene Zitate von Geschäftsführerkollegen aus anderen Bundesländern gegeben, da wollen die Bremer Herren lieber keine Stellungnahme abgeben, schon gar nicht über die Höhe der Geschäftsführergehälter. Auskünfte darüber seien Sache des Aufsichtsrats.

In dem sitzen auch Vertreter Bremens und Bremerhavens. Ein Drittel der GmbH gehört der Landesbank, ein weiteres teilen sich Landessportbund und Fußballverband und das letzte gehört dem Land. Aber weder der Finanzsenator, dessen Staatsrat im Aufsichtsrat sitzt, noch der Innensenator, der höchstpersönlich einen Sitz einnimmt, wollten die Höhe der Geschäftsführergehälter preisgeben. Die Formel, auf die sich alle Beteiligten geeinigt haben, ist: „Bezahlt wird vergleichbar mit anderen Lottogesellschaften“ und: „Das ist an den Bankentarif angelehnt.“ Das höchste Gehalt, das der Bankentarif hergibt, sind allerdings 5.790 Mark im Monat. Soviel bekommt ein Zweigstellenleiter. Was bei anderen Lottogesellschaften verdient wird, das wird mancherorts vom Finanzminister bekanntgegeben, einfach so. „Unter 200.000 Mark“, heißt es aus dem Kieler Finanzministerium.

Die Bremer verweisen nur lapidar darauf, daß alles mit rechten Dingen zugehe: Schließlich bekommt der Landesrechnungshof jeden Jahresabschluß der Lottogesellschaft zu sehen. Jedes Jahr gebe es den Bericht eines Buchprüfers, sagt dazu Rechnungshofpräsident Hartwin Meyer-Arndt. „Routinemäßig. Überprüft haben wir das nie. Jochen Grabler