Die IG Metall will nicht „kapitulieren“

Die Gewerkschaft stellt den Arbeitgebern ein Ultimatum: Bis zum 21. Februar soll ein akzeptables Verhandlungsangebot auf den Tisch, sonst Urabstimmung über Streik  ■ Von Klaus Peter Klingelschmitt

Frankfurt/Main (taz) – Daß es in der Tarifrunde 1994 für die IG Metall inzwischen um mehr als einen für die Mitgliedschaft akzeptablen Tarifabschluß geht, mußte auch der Vorstand der größten Einzelgewerkschaft der Welt – nach all den gescheiterten inoffiziellen „Spitzengesprächen“ – gestern in Frankfurt am Main konstatieren.

Der Chef der Industriegewerkschaft Metall, Klaus Zwickel, jedenfalls warf den Arbeitgebern in der Metall- und Elektroindustrie vor, in Deutschland wieder „Verhältnisse wie 1918“ etablieren zu wollen: „Flächentarifvertrag ruinieren, die betrieblichen Regelungen durchlöchern – und schließlich den Einzelvertrag triumphieren lassen“ – das sei die Strategie, mit der die Gegenseite die Metall-Gewerkschaft zur „Kapitualtion“ zwingen wolle.

Doch die IG Metall ist nun offenbar zum (Arbeits-)Kampf entschlossen. Ultimativ forderte Zwickel die Arbeitgeber auf, innerhalb der kommenden Woche kompromißbereit wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Sollte die Gegenseite nicht bis zum 21. Februar von ihren Forderungen nach Arbeitszeitverlängerung und Kostensenkung abrücken, werde die IG Metall das Scheitern der Tarifverhandlungen erklären und ein Datum für die Urabstimmung festlegen, sagte Zwickel.

Noch sei die IG Metall bereit, auf die Arbeitgeber zuzugehen. Doch bislang habe die Gegenseite alle Vorschläge der Verhandlungsführer der Gewerkschaft in den 34 Tarifbezirken brüsk zurückgewiesen. Für den kommenden Freitag haben Arbeitnehmervertreter und Arbeitgeber noch einmal ein „Spitzengespräch“ zur Auslotung der Positionen vereinbart.

Wie Zwickel weiter erklärte, sei die IG Metall bereit, im Einzelfall eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit auf bis zu 30 Stunden zu akzeptieren, wenn tarifvertraglich eine zweijährige „Beschäftigungssicherungsklausel“ gezeichnet werde.

Auch sperre sich die Gewerkschaft nicht länger gegen flexible Arbeitszeitregelungen – „wenn sichergestellt bleibt, daß im Jahresdurchschnitt die 36-Stunden-Woche gewährleistet wird“.

Nicht hinnehmen will die IG Metall dagegen eine Verkürzung des Urlaubs oder des Urlaubsgeldes. Und auch nominale Einkommenssenkungen und Arbeitszeitverlängerungen, so Zwickel, seien „mit uns nicht zu machen“. „Vorausschauende Unternehmer“, so hob er hervor, hätten ohnehin längst erkannt, daß eine zusätzliche Reduzierung der Einkommen die Massenkaufkraft noch weiter schwäche und so die Krise verstärke.