Sanssouci
: Vorschlag

■ "Aufstand der Dinge" von Hellmuth Costard im fsk-Kino

Achtung! Eine Einladung zu einem höchst verwirrenden Film. Gleich zu Anfang segelt etwas durch das Weltall, was es eigentlich gar nicht geben kann, ein Perpetuum mobile nämlich, das dann aber ein Raumschiff sein soll. Selbigem entsteigen zwei kosmische Lauscher, die auf unserer gebeutelten Mutter Erde vier junge Menschen aus den fünf neuen Bundesländern treffen. Die vier tragen sich mit dem Bau einer umweltfreundlichen Sun-Machine aus Dosen und sprechen bei all ihren Verrichtungen in hehren Shakespeare-Metren, nicht ohne hin und wieder in saftigen Slang zu fallen. Zwei, vier, fünf also, und dann gibt es noch ein großes „D“, das überall mitmischt. Zahlenmagie? Ökodadaismus? Ach, es kommt noch bunter. Wer kennt sie nicht, die grausige Phantasie davon, die Augen zu schließen, und alle toten Gegenstände um einen herum beginnen plötzlich zu leben.

Ökodadismus? Ökodadaismus! Foto: Verleih

Im „Aufstand der Dinge“ von Experimentalfilmer Hellmuth Costard brauchen die Augen gar nicht erst geschlossen zu werden; das Chaos der Dinge und – vor allem – Dosen erlebt fröhliche Urständ. Zange und Hammer hoppeln mutwillig auf den Tisch, Tische und Stühle strippen bis aufs Drahtgestell, Geldscheine verkrümeln sich während eines Überfalls elegant aus der Bank, und Dosen flüchten mit jeder Menge Leitern die Straße entlang. „Aufstand der Dinge“ will ein billiger Film sein, der sich auch noch selbst kommentiert, „eine Art Volksbelustigung“, in dem die Habgier, die Dummheit und der Tod neben unseren vier jungen Leuten die wahren Helden sind. Die Welt geht aus dem Leim, „wir aber haben in unserer Werkzeugkiste nichts als Worte“. Tanzende Joghurtbecher umrahmen anderthalb Stunden absurdes Infotainment über den Zustand der Erde. Das „Hier der Gegensätze“ spiegelt für den Regisseur eine Menschheit, die wie ein Zauberlehrling mit der Welt spielt. Während der Berlinale wird Costard, der fröhliche Querulant, ein Tor aus Dosen vor die Budapester Straße 50 stellen. Das Phantastische schlägt sich auf die Seite des Tatsächlichen. Anke Westphal

Ab heute, täglich 20 Uhr im fsk, Wiener Straße 20, Kreuzberg.