Jugend: Stabil labil

■ Bundesjugendministerin erteilt Auskunft über deren Befindlichkeit

Bonn (taz/dpa) – In gar nicht so schlechter Verfassung wähnt Angela Merkel die deutsche Jugend, jedenfalls stellte die Bundesjugendministerin, CDU, dies so gestern im Kabinett dar. Angefragt hatten die Regierungsparteien. In ihren Antworten blieb die Ministerin unkonkret. So sollen Jugendliche heute weitaus weniger Gefallen an Drogen und Sucht finden als noch vor zehn Jahren. Exakte Zahlen blieb Merkel schuldig, betonte aber, sie lege durchaus ihr Hauptaugenmerk auf süchtige und gewaltbereite Jugendliche. Im 300-Seiten-Bericht zur „Situation der Jugend“ heißt es, daß die Zahlen der Verurteilungen von 1982 bis 1991 zwar zurückgegangen seien. Ursache hierfür sei jedoch die demographische Entwicklung in der Republik. Die Ministerin setzt weiterhin auf ihr Aktionsprogramm gegen Gewalt und hofft, mit pädagogischen Maßnahmen die Jugendlichen ruhigstellen zu können. Sie betonte, daß das geltende Jugendstrafrecht aus Sicht der Bundesregierung auch zur Ahndung rechtsextremer Gewalttaten ausreiche. Es müsse aber konsequent angewendet und noch vorhandene „Vollzugsmängel“ sollen beseitigt werden.

In der Bonner Behörde hat man bemerkt, daß immer weniger Jugendliche bereit sind, sich politisch oder sozial zu engagieren. An Bürgerinitiativen und ähnlichen Aktionen beteiligten sich 1992 in Westdeutschland nur 1,4 Prozent der männlichen und zwei Prozent der weiblichen Jugend, in der ehemaligen DDR sind dies nur 1,1 Prozent; Mädchen wie Jungs gleichberechtigt.

So gut wie nichts wollen sie von Gewerkschaften, Kirchen und Verbänden wissen. Weniger als zehn Prozent der Parteimitglieder sind unter 30 Jahre. Merkel sagte, Gemeinsinn könne nicht durch Zwang entstehen. roga