Zwischen Plön und Rostock

■ Totalverweigerer auf Knast-Reise

Eine makabre Odyssee zwischen einer Kaserne in Rostock und einer Bundeswehrzelle in Plön steht jetzt möglicherweise dem Totalverweigerer Dietrich Steinhof bevor. Bis Mittwoch saß der junge Mann aus Berlin, der am 3. Januar seiner Einberufung zum Wehrdienst im Marinesicherungs-Bataillon Rostock nicht folgte, im Arrest in der Marine-Unteroffiziersschule Ruhleben.

Eine lautstarke Protestaktion von rund 30 KriegsdienstgegnerInnen aus Hamburg, Kiel und Berlin am vergangenen Wochenende in Plön änderten nichts daran, daß der 27jährige, der am 26. Januar in der schleswig-holsteinischen Kreisstadt arretiert wurde, von der Bundeswehr wohl so schnell nicht „befreit“ wird.

Steinhof lehnt jede Form der Wehrpflicht, sei es Militär- oder sogenannter Zivildienst, kategorisch ab. Zwei Wochen nach dem Einberufungstermin stellte er sich der Polizei vor dem Presse- und Informationsamt der Bundeswehr in Berlin, indem er sich eine Stunde lang am Eingangstor ankettete – als „symbolische Schließung des Berliner Propagandabüros des bundesdeutschen Militärs“.

Nach seiner Verhaftung wurde Steinhof von Feldjägern zunächst nach Rostock in „seine“ Kaserne gebracht und bald darauf nach Plön. Denn: Beim Bund in Rostock gibt es keine Arrestzellen. Möglicherweise wird er diese „Reise“ noch häufiger machen müssen. Vermutlich wird der renitente Mann wieder nach Rostock gebracht. Sollte er – trotz Arrestes nicht geläutert – sich wiederum weigern, den Dienst an der Waffe zu versehen, ist die erneute Verlegung in eine Plöner Zelle nicht ausgeschlossen. Die Entscheidung über sein weiteres Schicksal liegt beim Rostocker Flottenkapitän Katzmartzyk. Und der hält Leute wie Dietrich Steinhof für „Querulanten“. Volker A. Stahl