Rätselraten um Shampoo-Areal

■ Büros oder Industrie: Senat und Investor uneinig über künftige Nutzung der Schwarzkopf-Fabrik in Schöneberg

Entsteht im Bezirk Schöneberg ein weiterer Bürokomplex, oder werden Industrieflächen erhalten? Das ist die Frage, wenn es um die Zukunft des ehemaligen Grundstücks der Schwarzkopf AG an der Alboinstraße am Rande von Schöneberg geht. Das Areal wurde an eine Kölner Immobilienfirma verkauft.

Während die neue Eigentümerin, die Gesellschaft für Wohnbesitz (GFW), je nach Mieterinteresse Büros, Dienstleistung oder auch Gewerbe ansiedeln will, verlangt der Berliner Senat die Sicherung des Geländes als Industriefläche.

Der Verkauf des Geländes wurde gestern am Rande einer Pressekonferenz der Shampoo- Firma Schwarzkopf bekannt, die ihr Unternehmen im kommenden Juni endgültig schließen wird. Günter Minninger, Gesellschafter der Gesellschaft für Wohnbesitz, sagte gegenüber der taz, daß er einen Ausgleich für die wegrationalisierten Schwarzkopf-Arbeitsplätze schaffen und neue Firmen ansiedeln wolle. „Wahrscheinlich wird das Schwergewicht bei Dienstleistung und Verwaltung liegen“, erklärte Minninger. „Bei produzierendem Gewerbe habe ich Bedenken.“

Hintergrund: Die mehrstöckige Schwarzkopf-Fabrik mit ihren Lastenaufzügen sei an moderne Produktionsbetriebe kaum noch zu vermieten. „Man muß jedwede Nutzung realisieren, die der Markt bietet“, so Minninger zusammenfassend.

Das Verwertungsinteresse der Kölner Immobilienfirma könnte in nächster Zukunft zum Konflikt mit dem Bezirksamt Schöneberg und der Senatsverwaltung für Wirtschaft führen. Denn das alte Schwarzkopf-Grundstück steht auf einer Liste von 21 Berliner Industriestandorten, die der Senat für produzierendes Gewerbe reserviert hat. „Dienstleistung und Verwaltung werden wir nicht genehmigen“, erklärte gestern Frank Ebel, Sprecher des Wirtschaftssenators. Der Senat will die Umwandlung von Industrie- in Büroflächen verhindern, um niedrige Immobilienpreise zu garantieren und damit die Abwanderung von Produktionsbetrieben zu verhindern.

Währenddessen schreitet die Abwicklung der Schwarzkopf-Belegschaft voran. Unternehmen, Industriegewerkschaft Chemie und Arbeitssenatorin haben sich auf die gemeinsame Finanzierung eines Sozialplanes geeinigt, der Qualifizierungsmaßnahmen für 130 Beschäftigte vorsieht. Spezielle Kurse sollen die Chancen der Gekündigten steigern, nach der endgültigen Schließung der Fabrik im Juni 1994 einen neuen Arbeitsplatz zu finden. Insgesamt werden bei Schwarzkopf 480 Beschäftigte arbeitslos. Hannes Koch