■ 1:0 für die Off-Kultur: Stürmt die Hotels!
Die vor dem Ausgabenstopp für dieses Jahr geplanten Gelder für Off-Theater stehen zu denen für die Staats- und Privatbühnen im Verhältnis von etwa 1:48. Das ist nicht erschütternd: Sogenannte Hochkultur ist eben auf höherem finanziellem Niveau zu fördern und zu pflegen, bringt hohe Erbauung und hohe Anregung in die Stadt, hohes Renommee nach außen und auch hohe Besucherzahlen und hohe Einkünfte. Denkste. Zwei Drittel der Berlin-Besucher kommen nach eigenen Angaben wegen des kulturellen Angebots, und ganze 11,4 Prozent haben reges Interesse an der Off-Kultur, wie eine von Studenten der Fachhochschule für Wirtschaft und Technik erstellte Analyse jetzt erwiesen hat. Die Off-Kultur wird innerstädtisch sträflich unterschätzt. Berlin dichtet die Zuschußventile derart ab, daß Künstler, die neu in die freie Szene drängen, immer gleich auch ein Stellengesuch in der Gastronomie aufgeben müssen. Und an denen verdient sich die Tourismusbranche eine goldene Nase. Stürmt die Hotels, kassiert bei Kempinski! möchte man ihnen doch da zurufen oder ihnen dringend raten, sich an „Schauplatz Museum“ zu beteiligen, dem kürzlich geborenen Joint-venture mehrerer staatlicher und privater Bühnen mit dem Deutschen Reisebüro. Denn zwei Drittel unserer Gäste würden ihre Karten gerne schon am Heimatort erstehen und sind bereit, dafür fünf bis zehn Prozent mehr zu bezahlen. Die 50.000 Mark, die als Einlage für den „Schauplatz Theater“-Werbetopf notwendig sind, sollten entsprechend der öffentlichen Bezuschussung gesenkt werden. Und ähnliche Initiativen für andere Kunstzweige entstehen. Das Jammern hat ein Ende, und die Off-Szene blüht. Petra Kohse
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