„Schreckens-Szenario sterbender Projekte“

■ Wg. Sparquote: Krisensitzung in Wandsbek / Schulbehörde: Noch alles offen

Der Jugendhilfeausschuß in Wandsbek hat am Donnerstag abend auf einer „Krisensitzung“ über die Haushaltssituation beraten. Wie berichtet, herrscht bei den freien Trägern der Jugendarbeit große Unruhe, weil ihnen mitgeteilt wurde, daß sie bis zur Verabschiedung des 94er Haushalts im April nur 75 Prozent ihres Etats verplanen dürfen.

Es sei Zeit, das „Schreckens-Szenario sterbender Einrichtungen herunterzufahren“, sagte am Donnerstag der Wandsbeker Verwaltungsdezernent Gert Hünerberg. Die Gefahr eines Kahlschlags sei gegenwärtig nicht gegeben. „Alle Fachleute erwarten, daß hier nachgebessert wird“. Allerdings sei es verwegen anzunehmen, daß die restlichen 25 Prozent Haushaltsmittel „wie eine reife Frucht herunterfallen“. Der Verwaltungschef empfahl dem Jugendhilfeausschuß, den Trägern das Geld fürs zweite Quartal mit dem Vermerk zuzuweisen, „alle disponiblen Anteile sehr fürsorglich zu behandeln“.

In Wandsbek, Hamburgs größtem Bezirk, gibt es rund 40 freie Träger, die 1993 mit 3,3 Millionen Mark aus dem Landesjugendhilfeplan gefördert wurden. Die zahlreich anwesenden MitarbeiterInnen zeigten sich durch die Worte Hünerbergs nicht beruhigt. Eine vierteljährliche Geldzuweisung sei eine „Verunsicherung, die wir nicht tragen können“, sagte ein Sozialarbeiter. Da auch Personalkosten und Mieten gestiegen sind, seien auch 100 Prozent zu wenig. Im Stadtteil gebe es bis zu zehn Einrichtungen, die vom Exitus bedroht sind. „Wenn die Erste pleite gegangen ist, können wir das Geld umschichten“, so abschließend der Ausschußvorsitzende Jürgen Lüdersen.

Unterdessen hat die Behörde für Schule, Jugend und Berufsbildung (BSJB) darauf hingewiesen, daß in ihrem Haushalt die Kindertagesheime nicht „ausdrücklich“, wie die taz berichtete, sondern „weitgehend“ von Kürzungen ausgenommen sind. „Im Augenblick kann für niemanden Entwarnung gegeben werden“, sagt BSJB-Sprecher Ulrich Vieluf. Die Behörde, die 9 Millionen Mark aus dem 2,8 Milliarden Etat heraussparen muß, hat „Prüfaufträge“ vergeben. Wer wissen wolle, inwieweit nun der Landesjugendhilfeplan, die Pflegesätze der Kindertagesheime oder andere Bereiche betroffen sind, solle sich noch etwas gedulden, sagt Vieluf. Am 24. Februar müssen die Einzelbehörden dem Senat Vorschläge unterbreiten.

Ein Kreis von Eimsbüttler Jugendclubs will diese Entscheidung nicht abwarten und hat für kommende Woche „Probealarm“ ausgerufen. Vom 15. bis 18. Februar wollen die Einrichtungen nur öffnen, um gemeinsam mit den Besuchern Protestaktionen vorzubereiten. kaj