"Der Film ist keine Banane"

■ Berlinale-Premiere im "Hilton": Innenminister Kanther hatte zu oft angestoßen, Keanu Reeves versetzte seine Fans, und ein gruseliger Knabenchor trällerte "Yellow Submarine"

Einige Dinge wiederholen sich jedes Jahr bei den Berliner Filmfestspielen. Zuallererst jedenfalls verliert der aufgeregte Journalist stets seinen Füller. Dann eilt er ans Buffet im Hilton-Hotel.

Zuvor allerdings besucht man noch die Eröffnungsveranstaltung abends im Zoo-Palast. Eröffnungsfilme sind fast grundsätzlich mißlungen. Und das Beiprogramm – diesmal unter anderem ein gruseliger Knabenchor, der „Yellow Submarine“ und was über die „Weltstadt Berlin“ sang – und die Begrüßungsreden des Regierenden Bürgermeisters sowie des Innenministers sind generell recht peinlich. Regelrecht unglaublich waren die einleitenden Worte des Bundesinnenministers Manfred Kanther.

Nicht so sehr seine Sätze, die er stammelte, als sei er angetrunken. In ihnen ging es darum, alle sollten daran mitwirken, daß der deutsche Film nicht weiter an Boden verlieren möge, daß man die „amerikanische Herausforderung“ annehmen solle etc.

Wahrhaft unglaublich war vor allem, daß kein einziger seiner Sätze – wirklich kein einziger – grammatikalisch richtig war. Kanther verabschiedete sich mit einem Dankeschön an „die Veranstalter und ihre Damen“. Diepgen dagegen hatte sich eine Rede formulieren lassen, die grammatikalisch durchaus richtig war und in der er darauf bestand: „Der Film ist keine Banane.“

Der Film wiederum – „Little Buddha“ – verknüpfte interessanterweise zwei Ereignisse, die eigentlich nichts so sehr miteinander zu tun haben: Die Teeniestars der grauslichen Teeniestarband „Kelly Family“, die bei der Bravo-Supershow aufgetreten waren und auf die tags zuvor vor dem Hilton Hunderte kleiner Teeniemädchen aufgeregt gewartet hatten, und der Buddha-Darsteller Keanu Reeves, der ganz genauso wie die Mitglieder der „Kelly Family“ aussah, irgendwie.

Statt Teeniemädchen lungerten zum offiziellen Berlinale-Eröffnungsempfang bekannte, berühmte und weniger berühmte Menschen und wahnsinnig viele Journalisten vorm Hilton herum. Drinnen stürzten sich Eberhard Diepgen, Jugendsenator Krüger, Moritz de Hadeln und all die anderen aufs Buffet. Hunger hat jeder. (Die Gier war sympathisch.)

Eine New Yorker Kollegin vom Goethe-Institut war „geschockt“ über die redundante Rede Kanthers. Der sei offensichtlich „angetrunken“ gewesen, meinte eine angetrunkene Kollegin vom ORB, die erzählte, sie sei früher zusammen mit Kanthers Kindern in die Schule gegangen. Die hätten eine Schildkröte gehabt, die sie an einem Seil gefesselt hätten, um danach ihren Panzer anzubohren. Detlef Kuhlbrodt