So zäh wie Kaugummi

■ Kabarett-Festival: Dröge Front-Frauen-Revue mit Lichtblicken

Die Kölnerin Rosa Wirtz und Lisa Politt aus Hamburg hatten zehn Künstler-Kolleginnen und weibliche Kabarett-Gruppen um sich versammelt, die sich am Samstagabend auf Kampnagel mehr schlecht als recht der Frage „Sind Frauen anders komisch?“ widmen wollten. Die Antwort viel recht kläglich aus.

So zäh, wie das Kaugummi, das sich die quirlige Schweizer Kabarettistin Franziska Bodmer, eine der wenigen rühmlichen Ausnahmen des Abends, clownesk-gekonnt um Zehen und Finger wickelte, präsentierten sich die meisten der eingeladenen Kabarett-Gruppen der Frauen-Front-Revue.

Denn wer mag es noch witzig finden, wenn Gunter Schmidt (Lisa Politts Partner von Herrchens Frauchen) als der einzige Mann auf der Bühne und zuständig für Auf- und Abbau bei jeder sich bietenden Gelegenheit von der unprofessionellen Moderatorin Gerburg Jahnke als Schlappschwanz tituliert wurde oder eine „Farb- und Typenberaterin“ die „kräftige Frau“ der achtziger Jahre für erledigt hielt und das „Weibchen“-Klischee als den Frauentyp des Jahres 1994 präsentierte?

Humorvoll wurde es nur dort, wo die Kabarettistinnen aus Spaß an der Freud und mit vollem körperlichem oder stimmlichem Einsatz situationskomische Szenen präsentierten, das platt-plakative ,Wir Frauen werden unterdrückt' und den großen moralischen Zeigefinger zu meiden wußten, der leider allzuoft geschwungen wurde. Qualität kam auf, wo eigenständige Witzigkeit und Einfallsreichtum ihren Platz fanden, so bei den Blendenden Schönheiten aus Hamburg, die Mut zur Häßlichkeit bewiesen, der akrobatischen Franziska Bodmer und größtenteils auch Rosa Wirtz, die ihren blanken Busen als Spielobjekt nutzte.

Das männliche Geschlecht als Angriffsziel zu sehen, erwies sich hingegen weder als besonders komisch noch als kabarett-tauglich. Daß es auch anders geht und dabei sehr witzig sein kann, haben zumindest die drei weiblichen Kabarett-Ausnahmen des Abends bestätigt.

Simone Ohliger