■ Videofest
: Ohrfeigenproben

Mit der Videokamera bewaffnet, haben Künstler und Künstlerinnen in den frühen 70er Jahren ihrem Körper ziemlich komische Seiten abgewinnen können. Etwa Rebecca Horn, die zur Performance „Bleistiftmaske“ 1972 ihr Gesicht in eine Art Gummigestänge mit Bleistiftstacheln quetschte, um dann ganzkopfmalend eine weiße Wand zu bearbeiten. Oder Hannah Frenzel, die 1979 für „Aquamoving“ über zehn Minuten in einem Plastikbeutel unter Wasser tauchte und dazu wie Mary Wigman tanzte, bis zur Erschöpfung.

Viele damals entstandene Videos waren Skizzen der für den öffentlichen Auftritt geplanten Aktionen. Abramovic/Ulay werden „Light/ Dark“, bei dem das Paar sich 20 Minuten diszipliniert ins Gesicht schlägt, vorher ausprobiert haben. Jedenfalls zuckt Marina Abramovic kein einziges Mal auch nur mit den Wimpern.

Irgendwie haben sich dabei Medium und Macher gegenseitig ausgetrickst: Je bewußter Video fortan in die Körperkunst integriert wurde, um so distanzierter der Vollzug von Handlungen vor der Kamera. Wolf Kahlen ließ sich schüchtern hinter 70 Schnecken versteckt filmen, Ulrike Rosenbach überblendete ihr eigenes Gesicht mit dem einer Marienabbildung Stefan Lochners und schoß Pfeile auf den Kopf der Ikone.

Ich ist ein Video: Dieser closed circuit von Mensch und Monitor ließ Jochen Gerz 1978 zur Performance „Der malende Mund“ an Selbstzeugung glauben, als er einen Fernseher zwischen den Beinen hervorpreßte. Auf dem Schirm war das Bild seiner Aktion zu sehen. hf

Deutsche Videopioniere (Vostell, Appelt, Rosenbach, Gerz, Beuys, u.a.) 14.2., Podewil, 22.30 h.