Im Spar-Würgegriff

■ Uni-Spardiktat konkret: In Niederlandistik keine Prüfungen möglich / Bei der Theaterwissenschaft: 200 Studis pro Lehrkraft

Die Kleinen erwischt es zuerst. Die Personalmittelsperren des Finanzsenators haben zur Folge, daß in den sogenannten kleinen Fächern der Universitäten die Lehre nun vollends zusammenbricht. Im Fach Niederlandistik der Freien Universität können nicht einmal mehr die Prüfungen abgenommen werden – im Sommersemester wird es dort nur noch einen Prüfungsberechtigten geben. Zwei sind gesetzlich vorgeschrieben. Bei den Theaterwissenschaftlern löscht das Spardiktat zwei Drittel des Lehrangebotes aus dem Vorlesungsverzeichnis.

„Was bei uns los ist? Die Leute können ihr Studium nicht weitermachen“, beschrieb Marion Holländer der taz die Situation. Die Studentin der Niederlandistik hat zwar den passenden Namen für ihr Studienfach – aber keine geeigneten Vorlesungen mehr. In Niederlandistik kümmerten sich bislang Professor Frans C. de Rover, eine Lektorin und drei Dozenten um die 200 StudentInnen. Im kommenden Sommersemester assistiert dem Professor nur noch ein Dozent. Die anderen beiden Stellen laufen aus – und fallen somit der Haushaltssperre zum Opfer, wie de Rover aus dem Präsidialamt der FU erfuhr. Das bedeutet den kompletten Wegfall der Pflichtveranstaltungen in Neuerer Landeskunde und Älterer niederländischer Philologie.

Professor de Rover wundert sich über die Art der Sparpolitik. Der aus den Niederlanden kommende Literaturwissenschaftler hat inzwischen dem FU-Präsidenten einen Beschwerdebrief zugesandt. „Die Vorgehensweise“, heißt es in dem Brief, der gleichzeitig an die niederländische und die belgische Botschaft ging, „wirft ein bedenkliches Licht auf das historische und wirtschaftliche Bewußtsein der Stadt. Niederländisch ist die Muttersprache von 20 Millionen Europäern.“

Besonders hart wirkt sich die Stellensperre für MagisterkandidatInnen der Niederlandistik aus. Bettina Hartlieb würde gerne im Sommersemester ihren Abschluß erwerben. Daraus wird nun nichts, denn es gibt weder einen Prüfungsbeisitzer noch einen Zweitgutachter für die Magisterarbeit der 25jährigen. Sie wird ihr Studium nun nicht mehr innerhalb der Regelstudienzeit beenden können.

Am Institut für Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft betrifft der Sparbefehl des Finanzsenators Lehrbeauftragte und TutorInnen, deren Stellen nicht besetzt werden. Die Folgen sind drastisch. Das auf die Praktiker von Film und Theater angewiesene Fach bestreitet einen Großteil seines Lehrangebots mit Lehrbeauftragten. Und wegen der wegfallenden Tutorien wird es im kommenden Semester für Theatertheorie, Filmanalyse und Filmtheorie keine einführenden Veranstaltungen geben. „Es wird zu chaotischen Verhältnissen kommen“, sagte der Direktor des Instituts mit 2.000 Studierenden, Karl Prümm, „wir sind nicht arbeitsfähig.“ cif