■ Peter Gauweiler am politischen Aschermittwoch: Noch nie war er für den Freistaat Bayern so wertvoll wie heute
: Schlawinerwirtschaft

Wir würden ihn schon arg vermissen: Er hat den schönsten Schnurrbart weit und breit; wo er hinhaut, wächst kein Aidsvirus nach; außerdem kann er Ludwig Thoma und auch noch in linguistisch korrekter Mundart spielen. Und was sind das neben ihm in der CSU für Magermilchkrüppel: Edmund Stoiber, dem vor Machtgier die Lust an allem andern vergangen ist; Theo Waigel, den außer feinen Augenbrauen nur die Unfähigkeit auszeichnet, mit Geld umzugehen.

Einsam ist es geworden um unsern Peter Gauweiler. Ganz auf eigene Rechnung hält er die Tradition der CSU hoch, die der Meineidbauer Fritz Zimmermann und all die anderen CSU-Verbrecher im öffentlichen Dienst so lebensprall verkörperten. Wie sein Vorbild Franz Josef Strauß pflegt Gauweiler einen gesunden Erwerbssinn und betreibt ebenso schamlos wie sein verewigter Großer Vorsitzender die altbayrische Spezlwirtschaft. Zu gern hätte Stoiber aufgeräumt mit den Amigo-Gefälligkeiten, aber sein Umweltminister findet es dann erst recht zünftig, für seine kurzfristige Partnerschaft in einer Anwaltskanzlei jahrelang nachzuliquidieren oder einer übel beleumdeten Gaststätte die Sperrstunde zu verlängern, weil ein guter Kunde dran beteiligt ist. Ach, es mag ihn keiner mehr haben, den armen Gauweiler.

Zu gern hätte ihn Stoiber zum Kehraus entlassen, aber er braucht ihn noch. Gauweiler, der ewige Schlawiner, könnte ja nicht bloß beleidigt sein, sondern sich der Statt Partei des Europakritikers Manfred Brunner anschließen und der CSU genau jene Stimmen wegnehmen, die sie knapp vor der Machtübernahme der Roten retten würden. Die SPD im bayrischen Landtag hat einen Untersuchungsausschuß verlangt und schon deshalb kein Interesse daran, daß Gauweiler aus dem Kabinett geworfen wird. So lassen sich die Machenschaften der staatserhaltenden CSU genüßlich übers Jahr ausbreiten, bis im September gewählt wird. (So übt man schon mal für eine Große Koalition.)

Dabei hätte Stoiber so gern das Bild der CSU aufgewienert, hätte sie als unverwundbare High-Tech- Kampftruppe präsentiert, auferstanden aus dem Strauß- und Streibl-Ruin und natürlich nur der Zukunft zugewandt. Bei Gauweilers Neigung zu merkwürdigen Kaschemmen und weniger merkwürdiger Raffgier zeigt sich das allseits beliebte Gesicht der CSU: korrupt, unfähig, aber irgendwie gemütlich. Es wird lustig. Am Aschermittwoch ist längst nicht alles vorbei. Willi Winkler