Karlsruhe ermittelt gegen elf Kriegsverbrecher

■ Vorwürfe an deutsche Behörden

Bonn (taz) – Der am Wochenende verhaftete Serbe Dusko Tadić ist nicht der einzige mutmaßliche Kriegsverbrecher aus Ex-Jugoslawien, gegen den die deutsche Justiz ermittelt. Bei der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe waren Ende Januar elf Verfahren wegen Völkermordes in Bosnien-Herzegowina anhängig, bestätigte gestern ein Sprecher des Justizministeriums. Die meisten von ihnen richten sich allerdings „gegen Unbekannt“.

Die Verhaftung von Tadić ermuntert offenbar weitere zivile Opfer von Gewalttaten, ihre Angst zu überwinden und die Peiniger zur Rechenschaft zu ziehen. Bei der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in Göttingen sind seit dem Wochenende vermehrt Hinweise auf deutsche Aufenthaltsorte von serbischen Kriegsverbrechern eingegangen. Falls die Beweise stichhaltig sind, will die GfbV die Informanten ermutigen, Anzeige zu erstatten.

Der Bundestagsabgeordnete Stefan Schwarz (CDU) forderte gestern, überlebenden Opfern und Zeugen von Kriegsverbrechen Anonymität zuzusichern. Dies sei wichtig, da die Überlebenden panische Angst vor Racheakten hätten. Wie die GfbV warf auch Schwarz den deutschen Behörden vor, sie gingen nicht gegen Kriegsverbrecher vor, die im Bundesgebiet untergeschlüpft seien. Das Auswärtige Amt bestritt dagegen, über den Aufenthaltsort mutmaßlicher Kriegsverbrecher informiert worden zu sein. mon

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