Katholo-evangelisch-gälischer Irrwitz

■ Von Iren nur für Iren: „High Boot Benny“ von Joe Comerford im Forum

Wie gut, daß das Forum diese informativen und detailfreudigen Info-Blätter zu jedem einzelnen Film hat. „High Boot Benny“, einen irischen Beitrag, der auch mit Geldern deutscher, französischer und spanischer Fernsehsender produziert wurde, hätte ich sonst höchstens zur Hälfte verstanden. Allzu tief hat sich der Irrwitz des katholisch-protestantischen Zwists in diesen Film gefressen, als daß man ihn als Hiesiger ohne weiteres nachvollziehen könnte.

Benny beispielsweise, der siebzehnjährige Titelheld, hat Angst vor der Rache der IRA, bloß weil er, der Katholik, in einem protestantischen Jugendheim Unterschlupf fand. Grund genug für ihn, Nordirland den Rücken zu kehren und in die Republik Irland zu flüchten. Dort, an der Nahtstelle beider Irlands, findet er zwei Gefährten, die mit ihm, zumindest im Geiste, das Schicksal des Grenzgängers teilen: eine ältliche Lehrerin, die, man staune, eine konfessionslose Schule betreibt. Und ihr Lebensgefährte, ein ehemaliger Priester, der sich nun als Lehrer durchschlägt. Allen dreien ist gemeinsam, daß sie absichtslos zwischen die Fronten des irischen Glaubenskrieges geraten sind.

Soweit die Vorgeschichte. Das Problem des Regisseurs Joe Comerford liegt darin, daß er über die zwar interessante, doch nirgendwo wirklich thematisierte Grundkonstellation seines Filmes hinaus nichts Rechtes zu erzählen weiß. Oder sich nicht traut. Wie ein dichter Nebel hat sich das irische Trauma über „High Boot Benny“ gelegt. Dort, wo die drei Hauptgestalten nur zu raunen wagen, findet auch der Film keine klare Dramaturgie und verharrt in wolkigen Andeutungen.

Benny (Marc Ó Shea) stapft in seinen titelgebenden Stiefeln über die berühmten grünen Hügel des Landes und durch die seltener besungenen grünen Wellblechbaracken, die den Schauplatz dominieren. Meist trägt er einen Beutel bei sich, in dem ein gerade gefangenes Kaninchen zappelt. Damit läßt sich dann ein eingesperrter Seeadler füttern, oder man schmiert Karnickelblut auf die Warnschilder an der irisch-irischen Grenze. Ein Mann wurde ermordet, ein Polizeispitzel heißt es, aber so genau weiß das niemand. Zum Schluß müssen auch die Schulleiterin und der Ex- Priester ihr Leben lassen, weil die Armee in ihnen die Mörder vermutet. Welcher Gruppe die maskierten Gestalten angehören, mit denen Benny im Schlußbild gen Horizont verschwindet, konnte dann selbst das sonst so hilfreiche Forum-Info nicht sagen. Aber so genau wollte ich es auch gar nicht mehr wissen. Steffen Jacobs

Joe Comerford: „High Boot Benny“ (Benny mit den schweren Stiefeln). Irland 1993, 82 Min. 17.2. Delphi 14 h; 18.2. Arsenal 22.30 h