Saal-Kündigung für RAF-Diskussion

■ Vahrer Bürgerzentrum: Kein Einfluß desVerfassungsschutzes

Eine Verwicklung von Verfassungsschutz oder Polizei in die Absage der Veranstaltung „Zur Geschichte der RAF“ hat das „Bürgerzentrum Neue Vahr“ gestern energisch bestritten. „Unser Vorstand hat das in einer Sondersitzung am Montag abend ganz alleine entschieden, nachdem ihm Plakat und Flugblatt zu der Veranstaltung in die Hände gekommen waren“, sagte der Leiter des Bürgerzentrums, Schulz, gestern auf Anfrage. Die von einer „Bremer Initiative Freiheit für die politischen Gefangenen“ geplante Veranstaltung, an der auch das 1992 aus langjähriger Haft entlassene ehemalige RAF-Mitglied Günter Sonnenberg teilnahm, fand am Mittwoch abend nach der kurzfristigen Kündigung des Saales im Bürgerzentrum mit über 50 TeilnehmerInnen schließlich im Sielwallhaus statt.

„Wir dachten, daß es bei der Initiative um politische Gefangene im Iran, im Libanon oder sonstwo gehen sollte“, sagte Bürgerzentrum-Leiter Schulz zur Begründung der plötzlichen Absage des Raumes. Erst durch Plakat und Flugblatt sei ihm klargeworden, daß die Verhältnisse in Deutschland Thema der Veranstaltung sein sollte. Schulz: „Das war Täuschung, da fühlte sich der Vorstand veräppelt.“

Doch auch Gerd Müller, der für die Initiative den Mietvertrag im Bürgerzentrum unterschrieben hatte, fühlt sich veräppelt. Schließlich hatte er sowohl den Namen des Veranstalters als auch die Veranstaltungsform „Videovortrag und Diskussion“ ordentlich angegeben und noch ein paar Tage vorher dem Termin rückbestätigt. Politische Bedenken gegen die Veranstaltung kann er überhaupt nicht verstehen. Schließlich sei es in Film und Diskussion lediglich um die Zeit von 1967 bis 1977 gegangen. Müller: „Es ist doch Schwachsinn, daß wir für die RAF werben würden.“ Von dem Veranstaltungsort Bürgerzentrum hatte er sich gerade eine Öffnung der Diskussion in Kreise hinein erhofft, die „ins Sielwallhaus nicht kommen würden“.

Ase / Foto: Nikolai Wolff