Labor-Verkauf gestoppt

■ St.-Jürgen-Klinik: Beschäftigte für, Personalrat gegen Privatisierung

Durch die eigentlich für den 1. März geplante Privatisierung des Zentrallabors im Krankenhaus St.-Jürgen-Straße hat jetzt der Personalrat erstmal einen dicken roten Strich gemacht. Das Thema muß nun in das langwierige förmliche Verfahren von Schlichtung und Einigung. Rot werden damit vorerst auch die Zahlen bleiben, die St.-Jürgen-Verwaltungsdirektor Walter Bremermann im Laborbereich des Krankenhauses schreibt. Rund eine Million Mark Einsparungen pro Jahr hatte er sich von der Privatisierung erhofft und einmalig weitere 1,5 Millionen durch den Verkauf des Labor-Inventars. Angesichts des 1993 immernoch knapp zehn Millionen Mark hohen Defizits seiner Klinik ein harter Rückschlag.

Begründet hat der Personalrat seine Ablehnung vor allem mit einer ideoligischen Frage: „Warum sollte es nicht möglich sein, das Labor genauso effektiv und kostengünstig unter öffentlicher Trägerschaft zu betreiben?“ Denn das fachliches Know-How ist ja offenbar ausreichend vorhanden. Schließlich soll das komplette bisherige Laborpersonal per Überlassungsvertrag auch für den künftigen privaten Betreiber weiterarbeiten. „Der Unterschied liegt in der höheren Investitionskraft eines privaten Betreibers und in dessen besseren Möglichkeiten, neue Kunden heranzuholen“, meint Verwaltungsdirektor Bremermann.

Tatsächlich muß das St.-Jürgen-Labor seit Jahren mit einer veralteten EDV-Anlage klarkommen, da Geld für Neuanschaffungen fehlt. „Für mich wäre die Privatisierung eine echte Herausforderung“, meint denn auch eine Laborantin. Komplizierte – und damit interessante – Untersuchungen könne das St.-Jürgen-Zentrallabor nur bekommen, wenn es auf dem neuesten Stand der Technik bleibe. Und das nütze letztlich auch den PatientInnen.

Ungefähr die Hälfte der rund 75 Laborbeschäftigten hat bei einer schriftlichen Umfrage der Privatisierung prinzipiell zugestimmt. Genauere Zahlen wollen weder Direktion noch Personalrat nennen. „Aber auch manche, die jetzt noch nicht zugestimmt haben, sind nicht prinzipiell dagegen“, heißt es aus dem Labor. Sie wollen allerdings abwarten, welcher private Träger den Zuschlag bekommt.

Sechs große Laborgemeinschaften sind von Klinik-Chef Bremermann zu einem Angebot aufgefordert worden, darunter auch die Kramer-Gruppe aus Geesthacht, für die der bisherige Labor-Chefarzt Rainer Haeckel auch nach der Privatisierung Labor-Chef bleiben würde. Um zu verhindern, daß ein privater Betreiber die Lage mitten in Bremens größtem Krankenhaus zur Bildung einer Monopolstellung ausnutzt, hat Bremermann umfangreiche Vertragsbedingungen ausgearbeitet, so zum Beispiel die Orientierung der pro Probe abzurechnenden Kosten an einem alle drei Jahre anonym erhobenen Markt-Vergleichspreis.

Und auch eine Katze im Sack muß mitgekauft werden: Zwischen Haeckel und seinem Chefarzt-Kollegen Herbert Rasche tobt nämlich seit Monaten ein erbitterter, inzwischen auch gerichtlicher Streit um das Recht, Proben von Privatpatienten selbst im Labor untersuchen zu dürfen. „Sollte Rasche recht bekommen, müßte das auch ein künftiger Privater akzeptieren“, so Bremermann. Ase