Vorsicht Falle! -betr.: Zum Verkauf der Stadtwerke

Zum Verkauf der Stadtwerke

Vom Stadtwerke-Vorstand J. Willipinski wird die Erwartung verbreitet, PREAG werde dauerhaft Strom von Bremen kaufen und damit Arbeitsplätze sichern. Die Stadtwerker sollten sich das sehr genau überlegen und bedenken, daß PREAG bereits jetzt erhebliche Überkapazität im Strombereich hat. Und PREAG will auch in Zukunft eigene Grokraftwerke bauen, am liebsten weiter AKWs.

PREAG hat also strategische Absatzinteressen in Bremen, aber kein Interesse daran, Strom der Stadtwerke zu übernehmen. Daran würde auch ein Kauf von 24,9 Prozent der Aktien nichts wesentliches ändern. Denn die PREAG ist kein Wohlfahrtsunternehmen, sondern wird aus Eigennutz immer zuerst die Kraftwerke auslasten, die vollständig in ihrem Besitz sind.

Folglich würde PREAG – nach der üblichen Schamfrist – strategisch alles tun, um in Bremen Kraftwerke abzubauen bzw. neue nicht entstehen zu lassen. Ein Verkauf gerade an den absatzinteressierten Vorlieferanten PREAG wird geradezu zwangsläufig über kurz oder lang zur Schrumpfung der Eigenerzeugung und zum Verlust von Arbeitsplätze in Bremen führen.In Hannover haben kluge Politiker aus diesen Gründen den Verkauf ihrer Stadtwerke auf maximal 24,9 Prozent begrenzt und eine übernahme von Anteilen durch PREAG ausgeschlossen.

Um den bremischen Strommarkt zu erobern, wird PREAG sicherlich einen Liebhaberpreis für Stadtwerke-Anteile bieten und zeitlich begrenzte taktische Angebote machen. Das ändert aber nichts an ihren langfristigen strategischen Interessen. Bei genauer Prüfung entpuppt sich ein Erwerb von Stadtwerke-Anteilen durch PREAG als „gegnerische Übernahme“. – Werden Stadtwerker sich in diese Falle führen lassen? Oder um es drastisch zu formulieren: Nur die dümmsten Kälber, wählen ihre Schlächter selber.

Es ist höchste Zeit für alle Beteiligten, sich ernsthaft mit den vorhandenen Alternativen zum Verkauf an PREAG/VEBA zu befassen – für den Erhalt starker und unabhängiger Stadtwerke. Helmut Spitzley