Kriminalität in Bremen um 5% zurückgegangen

■ Kriminalstatistik der Polizei: Diebstahl und Rauschgiftdelikte nahmen ab / Wirtschaftskriminalität stieg

Erstmals seit 1988 ist die registrierte Kriminalität in Bremen wieder deutlich zurückgegangen. Das geht aus der polizeilichen Kriminalitätsstatistik (PKS) 1993 für das Land Bremen hervor, die Innensenator Friedrich van Nispen (FDP) gestern vorstellte. Danach ging die Zahl der bei der Polizei registrierten Delikte im Vergleich zum Vorjahr um 6.033 Fälle entsprechend 5,2% zurück.

Absolut sank die Zahl der Delikte von rund 116.000 auf 110.000. Besonders drastisch ist der Rückgang bei den Rauschgiftdelikten (um 19,9% gegenüber dem Vorjahr) und bei der Diebstahlskriminalität (minus 14,5%), während die Statistik bei Mord und Vergewaltigung einen leichten Anstieg verzeichnete. Eine überproportionale Steigerung registrierten die Statistiker der Polizei in der Wirtschaftskriminalität, hier vor allem bei Warentermingeschäften, insgesamt aber bleibt die Bilanz 1993 positiv. „Während wir 1992 schon Schlußlicht bei der Kriminalitätssteigerung waren, ist uns im letzten Jahr eine Trendumkehr gelungen“, erklärte van Nispen, der die Entwicklung auf die verstärkte Präsenz der Polizei auf der Straße sowie den Einsatz von Sonderermittlungsgruppen als Schwerpunkte der Kriminalitätsbekämpfung zurückführt.

Entgegen den Vorjahren sei „der Ballast statistischer Verzerrungen in diesem Jahr ausgeglichen“, erklärte van Nispen weiter. 1990 hatten bei der statistischen Erfassung 28 Tage des Jahres gefehlt, so daß der Vergleich mit den Ergebnissen der Vorjahre wertlos war. Im Folgejahr sind die fehlenden Tage des Jahres 1990 dann aufgearbeitet worden, seit 1992 stimmt die Statistik wieder. „Für 1993 haben wir also tatsächlich einen realen Rückgang zu verzeichnen“, meinte van Nispen. Der Trend wird bestätigt durch die Kriminalitätshäufigkeitsziffer, d.h. die Anzahl der Delikte pro 100.000 Einwohner. Lag Bremen im Großstadtvergleich 1992 mit 17.600 Straftaten noch auf Platz vier der deutschen Städte, so ist die Zahl jetzt deutlich gesunken auf 16.600. Dennoch sei eine Statistik wie die PKS mit Vorsicht zu genießen. „Dies ist eine reine Polizeistatistik. Wenn wir uns umfassend über die gesamte Kriminalität informieren wollten, müßten wir auch die Anklagestatistik der Staatsanwaltschaft, die Verurteilungsstatistiken der Gerichte und die Dunkelfeldforschung auswerten.“

Die Diebstahlskriminalität macht mit rund 71.000 Fällen 64,5% der Gesamtkriminalität aus (1992: ca. 83.000). Der signifikante Rückgang von Fallzahlen hat also statistisch erhebliche Bedeutung sowohl für die Gesamtkriminalität als auch für die Aufklärungsquote. „Je geringer der Anteil des schweren Diebstahls an der Gesamtkriminalität ausfällt, umso eher ist eine Verbesserung der Aufklärungsquote zu erwarten“, heißt es in der PKS. Insgesamt konnte die Polizei ihre Aufklärungsquote um rund 6% auf 41% steigern. Gewisse Schwankungen nach Delikten sind dabei nicht zu leugnen: Während angezeigte Ladendiebstähle zu 96% aufgeklärt wurden, hatten Fahrraddiebe bei einer Aufklärungsquote von 3,8% ein eher ruhiges Jahr.

Wachsende Probleme gibt es „mehr und mehr mit der Kriminalität von Asylbewerbern“, erklärte van Nispen. Die Zahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen sei im letzten Jahr auf 30,5% aller Tatverdächtigen gestiegen (plus 14,2%). 44,9% der nichtdeutschen Tatverdächtigen seien Asylbewerber gewesen. Rechnet man die Delikte nach dem Ausländergesetz und nach dem Asylverfahrensgesetz ab, beträgt der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen 27,9%.

Den sprunghaften Anstieg der Kriminalität von Asylbewerbern erklärte der Innensenaotr van Nispen mit dem Verfolgungsdruck durch die Ermittlungsgruppen zum Sozialhilfemißbrauch. Allein dadurch seien im letzten Jahr 1.213 tatverdächtige Asylbewerber mit 2.750 Mehrfachidentitäten im Land Bremen registriert worden. „Wir haben da ein Dunkelfeld aufgehellt“, meinte der Abteilungsleiter Sicherheit des Ressorts, Horst Heyn. mad