■ Kommentar
: Schuß ins Knie

Auf die Achillesverse der organisierten Drogenkriminalität zielt Michael Kniesel und meint deren Einnahmen durch illegalen Drogenhandel. Kontrollierte Drogenfreigabe mache das Geschäft der illegalen Händler kaputt, so seine Argumentation. Und rettet Abhängige aus dem Kreislauf von Sucht und Beschaffungskriminalität, für die es bisher nur Knast oder Therapie gibt. Die hätten es dann besser: besseren Stoff, staatlich kontrolliert. Und damit Chancen, zu überleben.Aber damit es dazu überhaupt kommen kann, muß der Staatsrat für Inneres vorläufig auf die Demagogie der Konservativen zielen: Nicht Drogen machen kaputt – sondern das Verbot von Drogen und die dadurch erzwungene illegale Beschaffung. Mit allen rechtlichen und vor allem sozialen Konsequenzen. Wer anderes glaubt, liefert die Munition für rechts- und obrigkeitsstaatlichen Druck, der am Ende das Problem nicht löst.

Da hat der Staatsrat zwar recht: Das Drogenproblem beginnt im Kopf. Aber, Herr Kniesel, nicht nur im Kopf der anderen. Es ist zu einfach, kritische Fragen von Jugendlichen mit dem Vorwurf zu torpedieren, sie würden konservativer Politik das Wort reden, die niemals auf Tatsachen begründet war. Die Jugendlichen der Hamburger Straße sind eben keine PolizistInnen – es steht ihnen gut an, das Drogenproblem umfassend verstehen zu wollen. Dazu gehört mehr als die Forderung nach kontrollierter Freigabe von Drogen. Eva Rhode