Gefälschtes Gutachten

■ Unternehmen für Wasserfilter wirbt mit schmutzigem Trick für sein Produkt / Angebliches Prüfinstitut will nun klagen

Für Trinkwasserfilter der amerikanischen Firma NSA wird in Deutschland mit einem gefälschten Gutachten geworben, das angeblich von der Landesgewerbeanstalt Bayern stammt. Darin wird den Geräten, die auf oder unter der Spüle plaziert werden sollen, ein „enormes Rückhaltevermögen für Sedimente wie Kalkschlamm, Rost und Chlor“ bescheinigt. Unterzeichnet hat das Schreiben scheinbar „Dr. Boeck, Chemierätin“.

Dorothee Boeck arbeitet tatsächlich bei der Landesanstalt, doch sie nennt das Papier „eine Frechheit“. Sie hat den Filter nie untersucht, der teilweise wenig wissenschaftliche Text sei „aus der Luft gegriffen“. Die Signatur habe „wenig Ähnlichkeit mit meiner Unterschrift“. Nicht mal der Briefkopf ist original, sondern offenbar von Hand abgemalt.

Die Fälschung ist leicht zu entlarven

Die Fälschung ist leicht zu entlarven: Es genügt, die auf dem Werk angegebene Telefonnummer von Dorothee Boeck anzurufen. Sie stimmt. NSA ist weltweit Marktführer bei Wasserfiltern für Haushalte – falls die Angaben der Händler wenigstens in diesem Punkt richtig sind.

Die Wasserfilter werden von selbständigen Vertragshändlern verkauft. Wer fleißig ist, kann es bis zum „National Marketing Director“ bringen, mit 5.000 Mark monatlich für Spesen und einem Ausbildungsfonds für die Kinder. Das Pseudo-Gutachten wurde von der Bayreuther Vertragshändlerin Monika Grimm verteilt.

Sie hat es nach eigenen Angaben von anderen Vertragshändlern bekommen, aus der sogenannten „Struktur“. Monika Grimm glaubt nach wie vor unerschütterlich an die Echtheit des Gutachtens. Nachdem das Öko-Test-Magazin das „Gutachter“-Papier als plumpe Fälschung enttarnt hat, will die bayerische Landesgewerbeanstalt nun juristische Schritte einleiten. jp