Israelische Parlamentarier besuchen al-Assad

■ Ertmals werden Araber israelischer Staatsangehörigkeit legal nach Syrien reisen

Tel Aviv (taz) – Erstmals wird in den nächsten Tagen eine Delegation israelischer Parlamentarier nach Syrien reisen. Der Vorsitzende der arabischen Demokratischen Partei in Israel und Knessetabgeordnete Abdel Wahab Darausche will mit dreißig weiteren Arabern israelischer Staatsangehörigkeit nach Damaskus fliegen. Offizieller Anlaß ist ein Kondolenzbesuch bei dem syrischen Staatschef Hafis al-Assad. Dessen Sohn Bassil war im Januar bei einem Autounfall gestorben.

Darausche hatte sein Anliegen bereits im Januar gegenüber dem ägyptischen Außenminister Amre Mussa geäussert. Gestern erhielt er von dem ägytischen Botschafter in Tel Aviv die Nachricht, daß die Reise stattfinden könne. Die syrischen Behörden würden den genauen Termin und die Dauer der Visite in den nächsten Tagen bekanntgeben. Offiziell befinden sich Israel und Syrien noch immer im Kriegszustand. Offizielle Reisen zwischen beiden Staaten waren bisher ausgeschlossen.

Israels Außenminister Schimon Peres wertete die Zustimmung der syrischen Führung als „positives Signal“. Ministerpräsident Jizchak Rabin und das Innenministerium hatten Darausche bereits vorher ihre Bewilligung erteilt. Rabin hatte die syrische Führung vor einigen Tagen kritisiert, weil sie Darausches Bitte nicht umgehend positiv beantwortet hatte.

Darausche betonte, daß es sich lediglich um einen Kondolenzbesuch handele. Die Reise habe „nichts mit dem Friedensprozeß zu tun, aber ich werde es begrüßen, wenn unser Besuch einen positiven Beitrag dazu leisten kann“. Die Liste der von Darausche vorgeschlagenen Delegationsmitglieder wurde den Syrern vor einer Woche unterbreitet. Unter Darausches Reisegefährten werden sich arabische Parlamentarier, Bürgermeister, Geistliche, Schriftsteller, Journalisten und andere Vertreter der rund 800.000 arabischen Israelis befinden. Unter den Delegierten sind Muslime, Drusen und Christen.

Die Nachricht von der anstehenden Reise wurde von Berichten über schwere Kämpfe im Süden Libanons überschattet. Seit einer Woche beschießen sich in der von Israel okkupierten „Sicherheitszone“ und nördlich davon israelische Soldaten, Einheiten der mit Israel verbündeten Söldnertruppe „Südlibanesische Armee“ (SLA) und Kämpfer der libanesischen Schiitenmiliz Hisb-Allah. Die syrische Regierung warnte die israelischen Truppen am Donnerstag davor, eine neue Großoffensive im Libanon zu beginnen. Zuvor hatte der libanesische Ministerpräsident Rafik al-Hariri in Damaskus mit al-Assad gesprochen. In Washington empfing am Donnerstag US-Außenminister Warren Christopher den stellvertretenden israelischen Außenminister Jossi Beilin. Die US-Botschafter in Beirut und Damaskus waren ebenfalls bemüht, eine neue Eskalation im südlichen Libanon zu vermeiden. Amos Wollin