Schneewittchen stöhnt

■ Lizenzentzug für alternatives „Radio Z“

Nürnberg (taz) – Der Medienrat der bayerischen Landeszentrale für Neue Medien hat beschlossen, dem Nürnberger Alternativsender „Radio Z“ die Lizenz zu entziehen. Begründung: „schwere Programmverstöße“ und „schwere Jugendgefährdung“.

Radio Z will gegen diesen Schritt vorgehen. „Die Vorwürfe reichen auf keinen Fall für einen Lizenzentzug aus“, betonte Kiki Schmidt, stellvertretende Vorstandsvorsitzende.

Von Anfang an war der nichtkommerzielle Radiosender umstritten gewesen. Radio Z, das angetreten ist, einen Kontrapunkt zum „Einheitsallerlei“ anderer Rundfunksender zu setzen, mußte sich den Sendestart vor sechs Jahren erst über die Gerichte erstreiten. Schon damals witterten die Medienräte von CSU und katholischer Kirche insbesondere bei einem von Homosexuellen gemachten Programm Jugendgefährdung.

In der Zwischenzeit gewann Radio Z mehrere Preise. Als die Z-Funker jedoch im Schwulenmagazin „Fliederfunk“ Anfang Dezember eine Serie über sado-masochistische Praktiken wie „Tittentrimmen“ oder „Fistfucking“ über den Äther laufen ließen, schlugen die klerikalen und christsozialen Wellen wieder hoch. Der Medienrat beschloß die Einleitung eines Verfahrens gegen die Z-Funker.

CSU-Generalsekretär Erwin Huber hätte Z zwar am liebsten sofort abgeschaltet, aber da war die Medienratsmehrheit noch dagegen. Das änderte sich dank des unermüdlichen Einsatzes des erzkonservativen Erlanger Vereins „Bürger fragen Journalisten“. Die hörten den Alternativsender systematisch ab und förderten zutage, daß nicht nur ein weiterer „schwer jugendgefährdender“ Beitrag über Pädophilie gesendet worden war, sondern just am 24. Dezember das indizierte Lied „Frohe Weihnacht“ der „Phantastischen Vier“.

Der Vorstand von Radio Z entließ die komplette „Fliederfunk“- Redaktion, doch das war CSU, Klerus und auch dem grünen Medienrat Claus Haupt noch zu wenig.

Eine am Aschermittwoch in einer Kindersendung ausgestrahlte Schneewittchen-Persiflage empörte dann die Medienräte über die Maßen. Durch Schneewittchens Gestöhne fühlten sie sich mehrheitlich an Geschlechtsverkehr erinnert und beschlossen das Aus von Radio Z. bs