Streit um Schulschiff-Liegeplatz

■ Detmar Leo: Lürssengelände für Tourismus in Bremen-Nord entscheidend

„Mit dem Lürssen-Projekt fällt und steht das Tourismuskonzept für Bremen-Nord“, sagt Detmar Leo, Sprecher der Wirtschaftsdeputation. Aber es geht nicht voran damit. Schon am 23. September letzten Jahres, waren sich die Wirtschaftsausschüsse einig, 11,67 Millionen Mark bereit zustellen. Das Geld sollte zum Geländekauf und für Planungs-Projektsteuerungs- sowie Nebenkosten verwendet werden. Nun aber scheint Bremens operative Staatsfirma Hibeg zu bremsen, die längst eine Stadtentwicklungsgesellschaft Vegesack (Stave) hätte gründen sollen. Als Grund für die Verzögerung werden ungekärte Abrißkosten genannt. Die Lürssen-Gruppe soll nach den Wünschen der Hibeg die „äußerst geringe Summe“ tragen, obwohl das bei Verkäufen in dieser Größenordnung nicht üblich ist. Diese Kooperation aus staatlicher und privater Beteiligung, gilt zwar bei allen Beteiligten als sehr wünschenswert, doch „scheint die Hibeg zur Zeit organisatorisch nicht in der Lage zu sein, ihre Arbeit zu leisten“, vermutet Leo. Der Bremen-Norder Politiker befürchtet, wenn das Lürssen-Projekt nicht bald Fortschritte macht, daß auch alle übrigen Planungen des Tourismuskonzeptes unrealisiert bleiben.

Im zuständigen Wirtschaftsressort sieht man die Sache weniger dramatisch. Dort kann man sich auch andere - private - Interessenten, vorstellen. Ein Mitarbeiter des Senators: Eventuell soll die Deutsche Gesellschaft Schiffsbrüchiger auf das begehrte Gelände“. Die Planung, Bebauung und Fertigstellung der Lürssenbrache könnten bestenfalls in drei Jahren realisiert werden. Zusätzlich zu diesem, allein 30 Millionen Mark teuren Projekt, soll der gesamte Vegesacker Hafen umgestaltet werden, man wünscht sich eine Brücke über das Hafenbecken und das Absenken der Hafenspundwände, „mehr Erlebnis“ für die Touristen, so die Wirtschaftsbehörde.

Das von der Bremen-Norder SPD entwickelte Konzept, lag noch vor drei Wochen mehr oder minder ungelesen bei den einzelnen Bürgerschaftsfraktionen. Bis Wirtschaftssenator Jäger (FDP), ebenfalls aus Bremen-Nord, sich in die Planungen einbrachte und die Verlegung der „Schulschiff Deutschland“ nach Vegesack in die Debatte brachte. Daraufhin wurde Hafensenator Uwe Beckmeyer aus Bremerhaven hellwach und forderte, wenn schon, dann müsse das fahruntüchtige Segelschiff nach Bremerhaven gebracht werden. Ganz zum Unmut seiner Bremen-Norder Genossen. Leo schrieb ihm jetzt einen Brief mit der Frage: „Ob es nicht mehr als eine black box zwischen Bremen-Stadt und Bremerhaven gäbe“? Detmar Leo fürchtet um die „Vorbildfunktion“ des Vegesacker Modells. Denn die Deputation hat zwischenzeitlich weitere Projektgesellschaften gegründet, deren Aufgabe es ist, politisch gewollte Projekte schnell und wirtschaftlich umzusetzen. Es ist nur zu hoffen, das die Beteiligten in aller nächster Zukunft die eine oder andere Frage klären, denn die privaten Sponsoren der „Schulschiff Deutschland“ sind frohen Mutes, ihre Ziele für 1994 zu verwirklichen. Der alte Segler soll noch in diesem Jahr komplett renoviert und dann nach Vegesack verlegt werden. Der vorgesehende Platz an der Lesummündung direkt am Lürssen-Gelände ist aus Bremen-Norder Sicht genauso attraktiv wie der derzeitige Liegeplatz in Woltmershausen. N.J.N