Bosnienhilfe tropft nur

■ Chaos, Mafia und Wegezoll erschweren Hilfslieferungen

Der Transport von Hilfsgüter nach Bosnien wird immer schwieriger, die Versorgungslage im Kriegsgebiet immer verzweifelter. Das teilten gestern Mitglieder der Bremer Hilfsaktion Brücke der Hoffnung nach einer Reise in das kroatisch-bosnische Grenzgebiet mit. „Die regulären Verwaltungen zerfallen auf der kroatischen Seite und werden durch mafiotische Strukturen ersetzt, die mangelnde Durchsetzungsfähigkeit der UN hat bei den Bosniern zu einer fundamentalistischen Radikalisierung im politisch administrativen Bereich geführt“, erklärte Marieluise Beck. „Selbst wenn sich die Bundesregierung entschließen würde, mehr Druck zur Durchsetzung von Hilfstransporten auszuüben, wüßte sie nicht mehr, an wen sie sich wenden sollte.“

Die Hilfe aus Bremen laufe deshalb „nur schleppend. Planbar ist nichts, wir arbeiten mit Schlupflöchern, überall wird das Chaos größer“, erzählte Beck. 22 Tonnen Hilfsgütern, die im Dezember Bremen verlassen haben, seien erst gestern morgen aus einem Lagerhaus in Belgrad auf den Weg nach Bosnien gegangen. Mittlerweile müßten bei jedem Transport rund 50% der Ladung als „Wegezoll“ an die Serben fest abgeführt werden, von anderen Transporten kommen nur 30 oder 20% an. Ein zweiter Transport aus Bremen werde derzeit in Split auf kleinere Transporteinheiten umgeladen, ein dritter über Österreich habe die bosnische Stadt Tuzla bereits erreicht.

Das Geld, das die Bremerinnen und Bremer gespendet haben, fließt deshalb nur langsam nach Bosnien. Von den fast 900.000 Mark, die auf dem Konto der Brücke der Hoffnung als Spenden eingezahlt worden sind, liegen noch immer 700.000 Mark auf dem Konto, erklärte Claus Gelhaar vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB). Der ASB will künftig mit der Brücke der Hoffnung bei den Transporten ins Kriegsgebiet zusammenarbeiten. „Wir müssen die Kräfte für die humanitäre Hilfe bündeln“, erklärte die AWO-Vorsitzende Ute Wedemeier.

Trotz der Schwierigkeiten soll die Hilfe weiterlaufen. gute Chancen sieht die Brücke der Hoffnung im aufbau neuer Transportpotentiale durch Internationale Hilfsgruppen, die sich im Grenzgebiet von Kroatien eine regelrechte Infrastruktur aufgebaut haben.

„In Kroatien sind die Hilfsaktionen ein richtiger Wirtschaftsfaktor geworden“, berichtet Manfred Schlichtung von seiner letzten Reise ans Kriegsgebiet. eine Alternative zur humanitären Hilfe gibt es nicht: „Wir müssen das einfach aushalten und weitermachen“, sagte die Bürgerschaftsabgeordnete Marieluise Beck. mad